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Was machen wir heute?: Brachen aufsuchen

Manche werden das anders sehen, ich aber sage: Das Wertvollste an Berlin sind seine Brachflächen. Anderswo mag man sich für ungenutzte Schrottlandschaften schämen, hier sind sie ein verheißungsvolles Gut.

Manche werden das anders sehen, ich aber sage: Das Wertvollste an Berlin sind seine Brachflächen. Anderswo mag man sich für ungenutzte Schrottlandschaften schämen, hier sind sie ein verheißungsvolles Gut. Prominentestes Beispiel war einmal der Potsdamer Platz, den man sich heute nicht mehr als Todesstreifen vorstellen kann und auch nicht als riesiges Wasserbecken, in das tauchende Bauarbeiter Fundamente gossen. Wer Zeit zum Schlendern hat oder einen Beruf, der ihn immer mal wieder auf neue Pfade schickt, kann überall Ecken entdecken, die eines Tages im Reiseführer stehen werden.

Kennen Sie den Humboldthafen? In wenigen Jahren wird das kleine Becken im Schatten des Hauptbahnhofs eine gute Adresse sein, von neuen Häusern umgeben, mit eigener Bootsanlegestelle. Dahinter, Richtung Hamburger Bahnhof, liegt die wohl spannendste Brache Berlins. Bisher befindet sich dort nur der mediterrane Supermarkt „Mitte Meer“, ein Maschinenverleih, ein Puff, ein paar kleine Werkstätten, aber seit fast einem Jahr auch die ersten Galerien. Es braucht noch etwas Fantasie, sich die Barackenansammlung als Touristenattraktion vorzustellen, dabei muss man sich nur die Nähe zum Regierungsviertel, die Industriearchitektur und den atemberaubenden Blick vergegenwärtigen.

Noch so ein Schlummergebiet liegt in Schöneberg, vier S-Bahnstationen vom Potsdamer Platz entfernt am Priesterweg. Das „Südgelände“ war einmal ein Rangierbahnhof. Jetzt gibt es hier nur noch Eisenbahnschienen und Urwald. Und das beste: Es soll so bleiben, wie es ist, ein Naturschutzgebiet. Weil auf den ehemaligen Schotterflächen Trockenheit und Nährstoffarmut herrschen, entstand dort ein weltweit einmaliges Biotop. Freitagabend wird dort melancholische Fado-Musik aus Portugal gespielt. Bei Regen findet das Konzert in der Lok-Halle statt, einem Ort, der einem den Atem verschlägt. Britta Wauer

Trio Fado am 24.8., 19.30 Uhr auf dem Schöneberger Südgelände, Eintritt 10 Euro.

Britta Wauer

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