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Was machen wir heute?: Dem Sommer Beine machen

Ich habe beschlossen, nicht länger zu warten auf den Sommer. Stattdessen, so mein Plan, beschäme ich ihn von nun an.

Ich habe beschlossen, nicht länger zu warten auf den Sommer. Stattdessen, so mein Plan, beschäme ich ihn von nun an. In erster Linie geschieht das durch stures sommerliches Gebaren, seiner Abwesenheit zum Trotze: Keine dicken Pullis, nur noch luftiges Gewand, Punkt eins. Ferner grundsätzlich mit offenem Verdeck fahren, und etwaige Regentropfen dabei jauchzend aus dem Fenster schnippsen.

So geschehen neulich mit meiner Freundin Lucia. Nur dass es mit der Zeit immer heftiger regnete und wir mit dem Schnippsen nicht mehr hinterherkamen. Da gingen wir auf einen Becher Rumtraube zu „Eis Hennig“.

„Eis Hennig“ ist so Westberlin wie sonst nur Knautschke und Diepgen. In den Achtzigern bildete dieser Laden – 1930 gegründet, bis heute ein Familienunternehmen – den Endpunkt jedes Kindergeburtstages und den Anfang jugendlicher Liebe: Nachdem man dem anderen einen „Willst du mit mir gehen?“-Zettel zugesteckt hatte, erprobte man die Paarkompatibilität durch einen gemeinsamen Gang zu „Eis Hennig“. Hätte Jennifer Rush je einen Eisladen aufgemacht, er sähe vermutlich aus wie „Eis Hennig“: In der Ecke steht ein Sofa in der Größe eines UFOs, die Tischplatten haben abstrakte Muster, die mein Vater flippig nennen würde, und an der Wand hängt ein Spiegel in Form einer Palme. Irgendwer scheint die Hennigs dann abber mal ermahnt zu haben, mit der Zeit zu gehen. Und offenbar hat er ihnen gleich noch gesteckt, dass der Gebrauch der englischen Sprache um zehn Jahre verjüngt: „Sweets and more“ steht im Fenster, und für dieses rührende Bemühen will man Herrn Hennig vom Fleck weg heiraten. Vor allem wenn man die Zeilen darunter liest: „Süßigkeiten und Kaffee“. Englisch können sie nicht bei Hennigs, hip sind sie auch nicht, aber das Eis ist eine Wucht. Verena Friederike Hasel

Wenn Sie einem Westberliner fürs erste Rendezvous „Eis Hennig“ vorschlagen: Treffer, versenkt. Zu finden in der Bundesallee 186/187. Und wer Jennifer Rush begegnet, möge ausrichten, man habe den passenden Ort für ein Musikvideo. Laut Website plant sie ihr Comeback.

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