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Was machen wir heute?: Den Abiball vorbereiten

Wie ein Vater die Stadt erleben kann: Gerd Nowakowski über vollentwickelte Abitur-Ökonomie

Uff, geschafft! Lara hat die letzte mündliche Prüfung für das Abitur erledigt und die Zehntklässlerin Franca den Mittleren Schulabschluss bewältigt. Prüfung vorbei, jetzt wird dafür der elterliche Geldbeutel geprüft, schwant dem Vater. „Kannst du mal die Karten für den Abiball zahlen“, sagt Lara und drückt ihm eine verblüffend hohe Rechnung in die Hand. Dafür verspricht die Organisation die „schönsten Abiball-Locations“. Bei der Karte für den Abiball bleibt es nicht; da ist der Vater froh, dass die Tochter keine Lust auf eine programmiert alkoholreiche Abireise nach Spanien hat.

Abireisen, „stylische Abishirts“, Abipartys, Abibücher – eine vollentwickelte Abitur-Ökonomie springt den Vater an. Es gibt sogar einen Komplettservice für die Gestaltung von Abibüchern – „Blättern, schmunzeln und in Erinnerungen schwelgen“. Die gezeigten Titelbilder, etwa mit einem ollen Einstein oder schmissige Fotomontagen, wo Pauker „Freitag“ voll was auf die 13 kriegt, belegen, dass sich am Witzniveau seit „Feuerzangenbowle“ und Pfeiffer „mit drei f“ wenig geändert hat.

Für den Abiball gibt es sogar „Frühbucherrabatt“ – was das Bestehen des Abiturs angeht, scheinen Jugendliche weit zuversichtlicher als früher, wundert sich der Vater. Und ein Abiball ohne superschickes Kleid geht offenbar gar nicht. Für die Kaufhäuser scheinen Abiturbälle der Konjunkturwirkung der Abwrackprämie zu entsprechen. Dafür werden sogar extrakleine Damengrößen ins Angebot genommen. Lara will sich lieber selber ein Kleid schneidern. Deshalb stapeln sich in ihrem Zimmer nicht mehr Bücher für das Abitur, sondern Schnittmuster; nicht mehr das Gehirn rattert, sondern die Nähmaschine.

„Und ich?“ fragt die 16-jährige Franca: „Schließlich habe ich auch eine Prüfung gemacht.“ Einen MSA-Ball gibt es aber nicht. Dafür aber im Tresor eine Fete für 12- bis 15-Jährige – ohne Alkohol und Drogen. Eine gute Einübung für den Abiball. Gerd Nowakowski

„Tresor Light“, Sonnabend, 30. Mai, von 17 bis 22 Uhr im Tresor, Köpenicker Straße 70, Mitte. Eintritt: 3, 50 Euro. Download der Einwilligungserklärung der Eltern: www.tresorlight.de

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