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Was machen wir heute?: Den Mond zurückgewinnen

In Peking hielt ich unlängst Ausschau nach Menschen, die Tai-Chi üben. Ich hatte gelesen, wie populär diese Jahrhunderte alte Meditationsform im Ursprungsland bis heute sei.

In Peking hielt ich unlängst Ausschau nach Menschen, die Tai-Chi üben. Ich hatte gelesen, wie populär diese Jahrhunderte alte Meditationsform im Ursprungsland bis heute sei. Nach einer knappen Woche wurde ich fündig. Neben einer vierspurigen Straße bewegten sich betagte Männer und Frauen wie in Zeitlupe zu Musik aus einem Ghettoblaster. Sie ist also noch nicht ausgestorben, die altchinesische Kultur. Und es gebe eine Möglichkeit, die traditionelle chinesische Kultur auch weiterhin zu erleben, vertraute mir ein weißhaariger Chinese an: „Fahren Sie nach Japan.“

Leider war mir eine Japan-Reise bisher zu teuer. Immerhin aber habe ich es jetzt erneut in den Fernen Osten geschafft. Im „Erholungspark Marzahn“ besuchte ich den chinesischen „Garten des wiedergewonnenen Mondes“. Auch dort blüht die altchinesische Kultur! Dass der Mond verloren gegangen war, hatte ich zwar gar nicht mitbekommen, freute mich aber umso mehr, dass er jetzt wieder aufgetaucht ist. An einem Weiher, in dem anmutige Goldfische schwimmen, kann man auf der Terrasse eines Prachtbaus zwischen mehr als 20 Sorten Grüntee wählen – ob sie in Peking auch so viel haben? Hier, in Marzahn sei alles alles original chinesisch, erfuhr ich. Das gesamte Material für den Mondrückeroberungspark, vom Felsbrocken bis zum Holztisch, wurde in 100 Containern aus China eingeschifft.

Marzahn ist offensichtlich das Berliner Tor zu Asien: Einen koreanischen, einen balinesischen und einen japanischen Garten haben sie hier. Und im Gegenzug exportiert Berlin seine Geschichte in die Welt: Etwas abseits der Blumenbeete stehen Module der Berliner Mauer. Erst gestern habe ein Unternehmer aus Kiew ein Stück gekauft, erzählte ein Gartenarbeiter. Vielleicht werden ja bald auch chinesische Geschäftsleute Gefallen finden an unseren Mauerrelikten, und damit in Peking einen „Alt-Europäischen Garten“ schmücken. Till Hein

„Gärten der Welt“ in Marzahn, von 9 bis 20 Uhr geöffnet, Eisenacher Straße 99, Tel. 700 906 699; mit dem Bus 195 ab Cottbusser Platz (U 5).

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