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Was machen wir heute?: Die Moderne genießen

Wir schaukelten in den Bäumen. Nun ja, so gut wie, nur bequemer: Wir saßen in Bauhaus-Sesseln, Freischwingern aus Leder und Chrom, und genossen die Moderne – einen Wohnraum, wie es wohl keinen zweiten in Berlin gibt, mit dem größten durchgehenden Teppichboden der Stadt, ganz in Beige – ein einziger Fleck, und man müsste das ganze maßgefertigte Ding komplett austauschen (weswegen wir auch brav Plastikschoner über unseren Straßenschuhen trugen) –, mit dem unglaublichsten Schreibtisch, den wir je gesehen hatten, und einer meterlangen Fensterfront, die den Blick auf die dichten märkischen Kiefern freigab.

Wir schaukelten in den Bäumen. Nun ja, so gut wie, nur bequemer: Wir saßen in Bauhaus-Sesseln, Freischwingern aus Leder und Chrom, und genossen die Moderne – einen Wohnraum, wie es wohl keinen zweiten in Berlin gibt, mit dem größten durchgehenden Teppichboden der Stadt, ganz in Beige – ein einziger Fleck, und man müsste das ganze maßgefertigte Ding komplett austauschen (weswegen wir auch brav Plastikschoner über unseren Straßenschuhen trugen) –, mit dem unglaublichsten Schreibtisch, den wir je gesehen hatten, und einer meterlangen Fensterfront, die den Blick auf die dichten märkischen Kiefern freigab. Das Rauschen der sechsspurigen Heerstraße im Hintergrund war der einzige Makel an diesem ansonsten makellosen Haus, einem weißen Denkmal der Bauhaus-Zeit, von dem man gar nicht ahnte, dass es so was gibt in der Stadt.

Der vor wenigen Wochen verstorbene Berliner Architekt Robert Wischer hat es mit seiner Partnerin Christa Kliemke gekauft und herrlich restauriert, seit zwei Jahren kann man das unbewohnte Wohnhaus von 1930 mieten und besichtigen. Der Empfang könnte nicht herzlicher sein. Unsere Begleiterin begrüßte uns mit Plätzchen und Holunderblütenlimonade, führte uns aus den kleinen, düsteren Eingangsräumen hoch zum Licht, über die unglaublich schöne rote Treppe mit dem verchromten Geländer, erzählte ein bisschen, beantwortete Fragen und überließ uns ansonsten den eigenen Eindrücken. Bei Haus- und Hofführungen bekommt man oft so viel erzählt, dass man vor lauter Hören gar nicht mehr zum Sehen kommt. Wir aber durften einfach die Atmosphäre erleben, herumlaufen, ein Nickerchen im Liegesessel machen, uns an den gigantischen Schreibtisch mit seinen Säulen setzen und unsere eigenen Schlüsse ziehen: Zum Wohnen ist das Haus der Architekten Luckhardt und Anker vielleicht ein bisschen zu kühl. Zum Besichtigen ist es eine Wucht. Susanne Kippenberger

Landhaus Am Rupenhorn, Heerstraße 161, Besichtigungen freitags 14–17 Uhr nach Voranmeldung im Architekturbüro Heinle Wischer, Tel. 39 99 20-0, www.denkmalnetz-berlin.de.

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