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Was machen wir heute?: Die Stadt im Herzen tragen

Meine Frau und ich sitzen kürzlich grübelnd vor der Landkarte, diskutieren über Berlin und seine tollen Ausflugsmöglichkeiten, den baldigen Urlaub auf Usedom. Wollen wir noch auf ein paar Tage nach Bautzen, Rheinsberg oder Leipzig?

Meine Frau und ich sitzen kürzlich grübelnd vor der Landkarte, diskutieren über Berlin und seine tollen Ausflugsmöglichkeiten, den baldigen Urlaub auf Usedom. Wollen wir noch auf ein paar Tage nach Bautzen, Rheinsberg oder Leipzig? Plötzlich aber kommt der geborene West-Berliner mit dem latenten Drang nach Westen in mir durch. „Lass uns doch mal weit in den Westen fahren“, rufe ich, „dieser ewige Osten um mich herum nervt mich!“ Meine Frau findet die Idee nicht schlecht. Wir reisen also weit nach Westen, bis nach Köln! Uns überrascht eine junge, gut gelaunte, quirlige Stadt, in der wirklich fast jeder Mensch auf der Straße telefoniert. Die Szeneviertel wirken auf uns viel pfiffiger als Prenzlauer Berg oder Mitte! Kaum beschmierte Fassaden, saubere Bürgersteige, ständig Müllleute unterwegs. Wehmütig stelle ich wieder fest, dass ich meine ungepflegte Heimat stets im Herzen trage, still an ihr leide und mich über ihre scheinbar ungebrochene Anziehungskraft wundere. Im Frühstücksraum des Hotels lästern westfälische Gäste über Berlin und seine „Verluste“, die Flughäfen Tempelhof und bald Tegel und jetzt Hertha BSC. Ich will mich einmischen, schweige aber mit leichtem Groll und hauptstädtischer Gelassenheit. Wir kommen, es ist noch kurz vor der NRW-Wahl, an einem Plakat mit Klaus Wowereit vorbei, er hält hier irgendwo eine Rede und Berlin ist mir plötzlich wieder ganz nah. Auf der Rückreise halten wir in Göttingen, der Heimat meiner Frau. In der Stadt stehen modische Litfaßsäulen, die nur auf Veranstaltungen in Berlin hinweisen. Das freut den Lokalpatrioten: So gehört sich das!, denke ich. Wir wohnen in einem eingemeindeten Dorf vor den Toren der Stadt. Mit einem kleinen Stadion für den Bezirksligisten FC Grone. Ich glaube angesichts eines Plakats am Stadionzaun den Augen nicht zu trauen, mein gerade noch hüpfendes Herz wird schwer. Der nächste Gegner heißt – Hertha BSC! Christian van Lessen

Am Freitag spielt unsere Hertha gegen den FC Grone. Es ist ein Jubiläumsspiel zu dessen 100. Gründungstag. Göttingen-Grone, Stadion am Rehbach, 18 Uhr.

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