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Kultur: Was machen wir heute?: Doch keine Pause

Eigentlich wollte ich dieses Wochenende eine Party-Pause machen. Ich wollte mir nicht schon wieder die Füße auf irgendwelchen Tanzböden verrenken, viel zu viel trinken, zu spät ins Bett gehen und dann bis in den späten Nachmittag liegen bleiben.

Eigentlich wollte ich dieses Wochenende eine Party-Pause machen. Ich wollte mir nicht schon wieder die Füße auf irgendwelchen Tanzböden verrenken, viel zu viel trinken, zu spät ins Bett gehen und dann bis in den späten Nachmittag liegen bleiben. Ich wollte an genau diesem Wochenende mal wieder versuchen, vor ein Uhr nachts ins Bett zu kommen. Erst vorletztes Wochenende habe ich nämlich festgestellt, wie unendlich länger ein ganzer Samstag sein kann, wenn man morgens aufsteht. Und vor allem: Wie viel fitter man sich fühlt, wenn man den vorherigen Abend nicht getrunken und geraucht hat! Das mag sich für Sie wie eine ziemlich banale Erkenntnis anhören, für einen passionierten Partygänger, der sonst das ganze Jahr über die besten Stunden des Samstags und Sonntags verpennt, öffnet ein solches Erlebnis wirklich neue Perspektiven. Carpe diem und so, Sie wissen schon. Schade nur, dass dieses Wochenende ziemlich ungünstig ist, für solch gute Vorsätze. Heute und morgen ist nämlich wieder irre viel los in der Stadt. Schon vorgestern riefen mich zum Beispiel unabhängig voneinander zwei Freunde an, und fragten, ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen am Wochenende ins Maria am Ostbahnhof zu gehen. Heute spielen dort die Kölner Elektronik-Rocker Mouse On Mars und morgen Abend die wiedergeborenen HipHop-Meister Stereo MCs aus London. Zum Glück habe ich ja beide Bands schon gesehen, und müsste meiner Party-Pause wegen eigentlich nicht hingehen, aber a) haben Mouse On Mars gerade ein ziemlich gutes Album veröffentlicht und b) sind die Stereo MCs ebenfalls mit neuem Album unterwegs und angeblich mit kompletter Band auf der Bühne zu sehen, ein nicht ganz unspannendes Ereignis. Als würden die Veranstaltungen im Maria nicht sowieso schon reichen auch dieses Wochenende mal wieder komplett zu vertrödeln, spielt auch noch Terry Callier mit Band im Quasimodo. Der amerikanische Soul- und Folk-Sänger hat Anfang des Jahres ein Live-Album veröffentlicht, auf dem seine besten Songs der letzten fünfundzwanzig Jahre zu hören sind, und stellt diese Songs morgen Abend vor. Als Terry Callier das letzte Mal in Berlin spielte, standen mir wegen der unglaublichen Schönheit seiner Lieder Tränen in den Augen. Nicht nur deshalb dürfte Terry Callier morgen Abend meine Wahl sein. Denn im Gegensatz zu den Stereo MCs wird Terry Callier pünktlich anfangen und wahrscheinlich vor eins aufhören. Dann habe ich also wenigstens den Sonntag noch für mich. Wenn mich dann nicht doch noch jemand überredet, zu den Stereo MCs mitzugehen.

Daniel Haaksman

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