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Kultur: Was machen wir heute?: Ein bisschen zaubern

"Heijo" werden sie rufen. Oder "Berlin olé, olé!

"Heijo" werden sie rufen. Oder "Berlin olé, olé!". Birgitta I. und Thomas I. werden von ihrem Prunkwagen aus Bonbons unters Volk werfen. Der Karneval präsentiert sich in diesem Jahr erstmals wieder mit einem großen Umzug in Berlin. Das kann ich, obwohl aus der Peripherie des Rheinlands stammend, nicht begrüßen. Karneval und Berlin passen nicht zusammen. Schon allein diese Rufe. "Heijo" klingt preußisch nach Stechschritt. Und "olé" - nun, ja - nach Stierkampf. Vermisst habe ich den Karneval in all den Jahren hier nie. Gefeiert hab ich trotzdem: Weiberfasnacht in Köln, den Böse-Buben-Ball in Düsseldorf, Straßenkarneval im Bergischen Land. Eben da, wo der Karneval zu Hause ist.

Die einzige akzeptable Form derartigen Treibens in Berlin ist meiner Meinung nach der Kinderfasching, wie es hier heißt. Die Kleinen brauchen das, die Verkleiderei, das Tanzen, Luftschlangen, Konfetti und das ganze Drumherum. Die rufen auch nicht blöd "heijo" und "olé". Sie haben Spaß.

Auch meine Tochter liebt Fasching über alles. Schon vor einem halben Jahr stand fest, dass sie sich diesmal richtig schön machen will. Das Kita-Motto des vergangenen Jahres "Alles, was gruselt" fand Charlotte nicht schillernd genug. Dabei hatte ich mir alle Mühe gegeben, aus ihr eine Glitzer-Hexe mit viel Flitter zu machen. In diesem Jahr möchte Charlotte gern eine anmutige Fee sein, in einem langen Walle-Walle-Kleid. Dieser Wunsch stellt schon einige Anforderungen an mein eher begrenztes näherisches Können. Aber das ist Ehrensache, Kostüme von der Stange werden nicht gekauft. Die ersten Jahre bin ich immer gut gefahren mit Leggings und T-Shirts aus Pannesamt, um das Kind in ein Tigerchen, einen kleinen roten Teufel oder ein graues Mäuschen zu verwandeln.

Wunderbare Stoffe - nicht nur für Feenkleider - gibt es im KaDeWe: Fellimitate (Bär, Kuh, Raubkatze oder grünes Zotteltier), Glanzstoffe (transparent oder blickdicht) und bunte Drucke in Hülle und Fülle. Das ist der größte Vorteil der neuen Karnevals-Manie in Berlin: Das KaDeWe hat inzwischen eine grandiose Auswahl an Stoffen und eine riesige Faschingsabteilung, wo man sämtliches Zubehör in den verschiedensten Varianten bekommen kann.

Eine wahre Fundgrube für Accessoires aller Art ist auch der alteingesessene Deko-Laden Behrendt in der Hauptstraße, vor allem für etwas abgedrehtere Dinge. Sie suchen einen ekligen Pickel für die Nase? Dort bekommen sie ihn. Oder Gummispinnen? Mindestens 20 stehen zur Auswahl. Bunte Fingernägel, Klimperwimpern, Profischminke - kein Problem. Bei Behrendt decken sich auch Unterhaltungskünstler ein, die professionellen Stammkunden sind an einer Fotowand verewigt. Wir erstanden Feenhut und Feenstab. Mit letzterem berührte mich meine Tochter auf der Fahrt nach Hause und verwandelte mich - in eine Kröte. Den Rückzauberspruch hat sie leider vergessen.

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