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Was machen wir heute?: Eine geklebt kriegen

Jedes Mal wieder zerbricht man sich den Kopf über diese Kolumne, aber man müsste mal die Nuss knacken und eine Idee haben, die richtig Geld einbringt, leicht verdientes Geld. So wie dieser Kioskbesitzer aus Modena, der 1961 auf eine Goldader in seinem Gehirn stieß.

Jedes Mal wieder zerbricht man sich den Kopf über diese Kolumne, aber man müsste mal die Nuss knacken und eine Idee haben, die richtig Geld einbringt, leicht verdientes Geld. So wie dieser Kioskbesitzer aus Modena, der 1961 auf eine Goldader in seinem Gehirn stieß. Giuseppe Panini brachte damals das erste Sammelalbum mit Klebebildchen italienischer Fußballer unter die Leute. Und wurde Millionär.

In Emmas deutsch-italienischer Klasse sind die Kinder wie verrückt hinter den Sammelbildchen her, um ihr WM-Album vollzukriegen. Alle Jungs und drei Mädchen, unter ihnen meine siebenjährige Tochter, sind vom Panini-Wahnsinn befallen. Es wird gekauft, geklebt und getauscht, was das Zeug hält – während in der Firmenzentrale in Modena die Geldzählmaschine heiß läuft. 60 Cent kostet das Tütchen mit fünf Sammelbildchen. Im ganzen Heft (Leerpreis 4,99 Euro) gibt es 637 Felder zu bekleben: Das macht 76,44 Euro, um das Album zu vervollständigen – die doppelten Bildchen, für die sich kein Tauschinteressent findet, nicht mitgerechnet.

Da heißt es sich ranhalten, schließlich dauert so eine WM nicht ewig. Armer Francesco! Emmas Klassenkamerad wollte in der Pause zum Kiosk gehen, um sich Panini-Bilder zu kaufen, und wurde beim Verlassen des Schulgeländes von der Lehrerin erwischt. Die hat ihm die Rote Karte gezeigt. Zur Strafe muss Francesco eine Woche lang die Pausen unter Aufsicht im Klassenzimmer verbringen. Da bleibt er nun auf seinen doppelten Sammelbildchen sitzen, während die anderen draußen tauschen und ihre Hefte komplettieren.

Man ist hin- und hergerissen. Einerseits hält man diese Paninis für ruchlose Charaktere, die Kindern und Eltern das Geld aus der Tasche ziehen. Andererseits: Kann es eine ehrenwertere Art geben, sich zu bereichern, als Kinderaugen zum Leuchten zu bringen? Und es ist eine lohnende Investition in die Zukunft: Das Panini-Heft zur WM 1974 zum Beispiel lässt sich inzwischen – komplett beklebt – für 1000 Euro verkaufen. Stephan Wiehler

Das Panini-Heft zur WM und Sammelbildchen gibt es im Zeitschriftenhandel.

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