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Was machen wir heute?: Eine Ode an die neue Frau verfassen

Wie ein Vater die Stadt erleben kann

Zurzeit redet alles über den neuen Mann. Die neue Frau wird dabei fast vergessen. Dabei gibt es beim neuen Mann gar nicht so viel Neues, außer, dass er sich neuerdings als Vater versucht, den Haushalt schmeißt und auch mal weinen darf. Bei Frauen kommt dagegen ständig Neues dazu. Frauen sind ja Multitasking-fähig. Meine Frau zum Beispiel bringt in einem Tag locker ein Programm unter, für das ich 46 Stunden bräuchte. Ich bekomme Francesca nicht häufig zu Gesicht, aber nach allem, was ich höre, ist sie wahnsinnig beschäftigt.

Meine Frau arbeitet als Lehrerin – in ihren Freistunden führt sie die Redaktion der Schülerzeitung. Nebenher bereitet sie als frisch gewählte Elternvertreterin an der Schule unserer Tochter Emma den Weihnachtsbasar vor. In der Kita unserer Jüngsten, die von einer Elterninitiative getragen wird, sitzt meine Frau im Vorstand und kümmert sich um die Finanzen. Mir überlässt sie dafür die Registratur für die Steuererklärung, eine Arbeit, die ich wochenlang widerwillig vor mir herschiebe, bevor ich die Unterlagen für das Beraterbüro zusammenstelle. Ich vermute, meine Frau könnte die Steuerformulare innerhalb einer Stunde selbst ausfüllen – aber, Allmächtiger, was soll sie denn noch alles tun?

Sie hat ja schließlich auch noch das Schultheater! Meine Frau hat – fragen Sie mich nicht, wann! – einen Fortbildungskurs „Dramatisches Spiel“ absolviert. Ich habe Theaterwissenschaft studiert, und sie inszeniert demnächst „Die Räuber“! Falls das noch nicht reicht: Sie kocht auch noch verteufelt gut, denn sie ist Italienerin. Stellen Sie sich vor: Mutter, Macherin – und Migrantin. Ich frage mich, wann der erste Parteivorsitzende anruft und ihr ein politisches Amt anbietet. Da kann man sich als neuer Mann doch beruhigt zurücklehnen. Stephan Wiehler

Auch im Figurentheater Grashüpfer im Treptower Park (Puschkinallee 16a) haben Frauen das Sagen. In den Wintermonaten erzählen sie in ihrer Jurte im Hof Märchen am Lagerfeuer. Nächster Märchenabend am 30. Oktober ab 18 Uhr (Tel. 030-5369 5150, Internet: www.theater-grashuepfer.de).

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