Was machen wir heute?: Endlich wieder schwitzen

In Basel war es wärmer und weniger düster. Doch zum Trost für Heimweh- Schweizer gibt es in Berlin so viele Kneipen und Dampfbäder. Und in einer dieser Kneipen hatte C. die großartige Idee: Wir werden die Geheimnisse der Metropole entschlüsseln, durch Saunabesuche in allen Stadtteilen!

Begeistert formulierten wir unsere Leitfragen: Wo leben die dicksten Menschen? Dürfen in Neukölln Kampfhunde mit ins Dampfbad? Wird man in Schöneberg wirklich dauernd belästigt? Leider bekamen wir von der DFG keine Forschungsgelder bewilligt. Typisch! Die interessieren sich wohl mal wieder nur für Projekte aus dem Bereich der Naturwissenschaften.

Als wissenschaftlichen Ansatz wählten wir die Methode der „Teilnehmenden Beobachtung“ und recherchierten wochenlang in Saunalandschaften. C. nahm meist einen Wälzer von Derrida mit in den Ruheraum, um die eigenen Notizen mit schlauen Gedanken anzureichern. Ich hingegen blätterte in Illustrierten, die vor Ort auslagen. Zum Glück trafen wir im Stadtbad Neukölln keinen einzigen Pitbull. In Schöneberg wurde ich aber prompt belästigt. Von der Bademeisterin. Sie monierte, ich würde beim Aufguss zu laut atmen.

Es war eine schwere Entscheidung: Am Ende gewann die Sauna Obscura von Weißensee. Ein Kunstwerk, das mitten auf dem See schwamm. Die Finnin Heidi Lunabba hat es geschaffen. Wir wurden im Kanu hingepaddelt. Durch ein Bullauge im Schwitzraum sah man die Leute am Ufer auf dem Kopf stehen. Das sprengt eingefahrene Wahrnehmungsmuster, habe ich mir erklären lassen.

Leider ist diese Kunstsauna inzwischen abgebaut. Die Behörden wollten keine längerfristige Genehmigung erteilen. Wahrscheinlich hätte man rollstuhlgängige Toiletten einbauen müssen oder Terrorabwehrraketen. Schade. Aber es gibt ja so viele wunderbare Alternativen in dieser Stadt: Höchste Zeit, dass die Saison wieder beginnt! Till Hein

Fast so gemütlich wie Basel: Kaminsauna im Friedrichshain, Hübnerstr. 4, Mo - Sa 15 - 23 Uhr, So: 10 - 23 Uhr; tel. 42 01 64 76