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Was machen wir heute?: Flake kennen lernen

Das lustigste und berührendste Buch über die DDR und die so genannte Wende ist so gut wie unbekannt, es heißt „grün & blau“ und enthält eine CD mit Aufnahmen der Band Feeling B, in der der Autor, der nur Flake genannt wird, Keyboarder war. Jeder, der sich damals in Ost-Berlin in irgendeiner Weise für „das Leben“ interessiert hat, kennt diese Band, jeder aus dem Westen kennt sie nicht und denkt, wir hätten damals die Puhdys gehört.

Das lustigste und berührendste Buch über die DDR und die so genannte Wende ist so gut wie unbekannt, es heißt „grün & blau“ und enthält eine CD mit Aufnahmen der Band Feeling B, in der der Autor, der nur Flake genannt wird, Keyboarder war. Jeder, der sich damals in Ost-Berlin in irgendeiner Weise für „das Leben“ interessiert hat, kennt diese Band, jeder aus dem Westen kennt sie nicht und denkt, wir hätten damals die Puhdys gehört. Flake erlebt bei einer Probe zum ersten Mal ihren Sänger Aljoscha in Aktion: „Früher hatte ich Befürchtungen, psychisch labil zu sein. Aber als ich das sah, fühlte ich mich wie Erich Honecker.“ Wenn man nicht das Glück hatte, in Prenzlauer Berg zu wohnen und mit Flake befreundet zu sein, kannte man ihn wenigstens aus dem Dokumentarfilm „Flüstern & Schreien“, in dem neben peinlichen Rock-Bands wie Silly eben Feeling B vorkam. Im Film sitzt der dürre Flake mit einer riesigen Brille in seinem Kinderzimmer und erklärt, wovon er lebt: Er stellt aus Gummischläuchen Lockenwickler her, die er an einen Friseur verkauft. So ähnlich erklärt er den Entstehungsprozess der Feeling-B-Songs. Das ist eine so kompromisslose Anspruchslosigkeit, dass notwendigerweise die besten Punk-Nummern entstanden, die allerdings immer ein bisschen zu witzig waren für das, was man heute unter Punk versteht.

So ist das auch in Flakes neuer Band „Rammstein“, von der manche ja denken, sie seien Nazis, bei denen aber Flake am Keyboard steht und irgendwie dazwischenpiepst. Im Osten haben sie im Sommer auf Hiddensee vor einer Gaststätte gesessen und aus Draht Ohrringe gebastelt, um sich den Aufenthalt zu finanzieren. So schön wird es nie wieder, das ist mal klar, und das hat nichts mit Ostalgie zu tun, sondern damit, dass der Kapitalismus doof ist und die Leute dumm und gefühllos macht und vor allem so schrecklich langweilig. „Wir waren eine Band und mehr braucht kein Mensch.“ Jochen Schmidt

„Flake – Mein Leben“, Filmpremiere am Donnerstag, 20.15 Uhr, im Kino Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, in Mitte

Jochen Schmidt

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