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Was machen wir heute?: Frieren

Wie eine West-Berlinerin die Stadt erleben kann

Es lebt! Monatelang habe ich es nicht angerührt, es war begraben unter einer Mütze von Schnee – und dann, an jenem sagenhaften vorletzten Wochenende, als es ein paar Stunden lang so aussah, als würde der Frühling tatsächlich kommen, da hab’ ich mich auf mein Fahrrad gesetzt. Aaaah! Was für ein Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit. Das Rad hat sich bewegt, als wäre nix gewesen. Auch das Schloss ging sofort auf.

Eigentlich wollte ich an jenem Samstag ja mit dem Auto zum Einkaufen fahren. Aber das war nachtragender, keinen Mucks hat es von sich gegeben, nachdem es zwei Monate lang in der Kälte stand. Aber jetzt werde ich es auch erst mal nicht in die Werkstatt tragen. Lohnt sich nicht. Ist ja wieder Winter.

Das war ein komisches Gefühl, als die Eisberge auf Straßen und Bürgersteigen schmolzen und darunter Knaller und Böller zum Vorschein kamen. Ein Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Gefühl: Zurück auf Anfang. So schrecklich ich es finde, dass schon wieder zwei Monate vom neuen Jahr, zackzack, vergangen sind, habe ich doch keinerlei Bedürfnis, das alles noch mal zu erleben. Wenn ich aus dem Fenster gucke und eine Schneeflocke entdecke, fange ich an zu schreien.

Jetzt steh’ ich also wieder schlotternd an der Haltestelle. Nichts gegen den Bus. Der 29er (pardon: M29er) schaukelt mich am Landwehrkanal entlang zur Arbeit, das ist fast wie Urlaub. Und seit die Redaktion an den Anhalter Bahnhof gezogen ist, fahre ich zum ersten Mal in meinem Berliner Leben häufiger S-Bahn, da setzt sich die Stadt ganz neu zusammen. Ich falle aus dem Büro die Treppen in den Bahnhof runter und bin zwei Stationen später am Brandenburger Tor. Auch ohne Auto kommt man rum. An besagtem Pseudofrühlingswochenende bin ich mit dem Zug für einen Tag nach Hamburg gefahren, um Freunde zu besuchen. Gut anderthalb Stunden, und man ist da. Genial.

Wenn Sie das nächste Mal eine Bahnfahrkarte bei echten Menschen statt im Internet kaufen wollen, gehen Sie zum Bahnhof Südkreuz. Da gibt’s keine Schlangen, die freuen sich dort richtig, wenn Sie was bei ihnen kaufen.

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