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Was machen wir heute?: Geburtstag feiern

Diese Woche werde ich genauso alt, wie das Haus der Kulturen, Georg Kofler, das Hansaviertel und Harald Schmidt bereits sind. Das Haus der Kulturen ist schon einmal zusammengebrochen und jetzt für Millionen renoviert worden.

Diese Woche werde ich genauso alt, wie das Haus der Kulturen, Georg Kofler, das Hansaviertel und Harald Schmidt bereits sind. Das Haus der Kulturen ist schon einmal zusammengebrochen und jetzt für Millionen renoviert worden. Dagegen bin ich ziemlich gut erhalten. Das Hansaviertel erlebt gerade eine Renaissance unter jungen Architekten. Das lässt hoffen. Georg Kofler sieht definitiv älter aus als ich, mindestens zehn Jahre. Und Harald Schmidt wird demnächst zum fünften Mal Vater. Bei Männern in unserem Alter kein Thema.

Mit 30 dachte ich noch, dass man so was einfach aussitzen kann: stillhalten, dann geht’s vorbei. Alter macht weise: Das ist der sichere Weg in die Depression. Seit meinem 40. weiß ich, dass es ratsamer ist, in die Offensive zu gehen. Aber das kostet, vor allem Nerven. Schmeckt das Bier, reicht das Essen, werden sich alle zu Tode langweilen? Die Nervosität steigt. Kein Wunder, dass Harald Schmidt, der alte Schwabe, sich einfach aus dem Staub gemacht hat. Er ließ sich feiern, in Abwesenheit. Feigling.

Auswärtige Gäste kriegen bei mir sogar noch ein bisschen Sightseeing-Programm. Deswegen war ich am Wochenende mit meinem Festkomitee Probekaffeetrinken. Als West- Berlinerin bin ich erst mal an die Havel und war geschockt: Die sieht verdammt alt aus. Komisch, je mehr Berlin in den letzten Jahren die Spree entdeckt hat, desto mehr scheint die Havel eingeschlafen zu sein. Das Schildhorn zum Beispiel: Die Lage könnte nicht lauschiger sein, aber den Kuchen mag man kaum angucken, der Kellner hat einen höchst eigenwilligen Humor. Bei der Alten Liebe sieht’s auch nicht besser aus.

Am Ende sind wir doch an der Spree gelandet, bei Heinz Minki in Kreuzberg. Der Eingang sieht nach gar nichts aus, aber im Garten drinnen: wie Kindergeburtstag! In meiner Kindheit. Die gleichen Lampions und bunten Lichterketten, köstlicher Pflaumenkuchen, knorrige Apfelbäume, junges Publikum. Und der Garten ist noch 98 Jahre älter als ich. Der wahre Jungbrunnen. Susanne Kippenberger

Heinz Minki, Vor dem Schlesischen Tor 3.

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