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Was machen wir heute?: Großen Athleten begegnen

Wie ein Rentner die Stadt erleben kann

In der Akademie der Künste am Pariser Platz baumeln sie über unseren Köpfen, die Stars. Sie geben ihre Nackenhaare preis und ihre Stahlseilmuskeln, die verkrampften Gesichter, die Verzweiflung, weil sie total am Boden sind, und die helle Freude, wenn sie der Götterfunken getroffen hat.

Die Open-Air-Schau von Schnappschüssen berühmter Sportlegenden und legendärer Ereignisse, denen wir auf dem Mittelstreifen Unter den Linden in meterhohen Bildern begegnen, beginnt schon unter dem Dach der Kunstakademie. Die Fotos dürfen einen künstlerischen Anspruch erheben, nicht nur wegen der schönen Menschen in edlen Posen, sondern wegen der Künstler hinter den Kameras, denen unter tausend Bildern vielleicht eins gelingt, das dann in so einer Ausstellung hängt. Das gilt auch für die Auswahl der großen Schnappschüsse auf dem Linden-Boulevard: Jahrhundertbilder mit Ereignissen, die Erinnerungen ganz eigener Art erwecken. Hatte nicht Vater früher öfter mal von diesem Dauerlauf-Wunder Paavo Nurmi gesprochen? Oder vom Herrn Dr. Pelzer, dem es gelang, den Finnen anno 1926 mit dem Weltrekord von 3:51 über 1500 Meter zu schlagen? Damals rannten sie mit knielangen Hosen rum, und ein griechischer Diskuswerfer erschien zu den olympischen Spielen in Athen 1896 mit Straßenschuhen und Socken, wer weiß, wie weit er seine Scheibe ohne Söckchen geschleudert hätte?

Die Schau, chronologisch geordnet, mit temperamentvollen Bildern gespickt, lässt aber nicht nur Ereignisse an uns vorüberlaufen. Man denkt unwillkürlich auch an eigene hilflose Versuche, das Tor der Schulmannschaft sauber zu halten oder beim Boxen ein kräftiges Ding auszuteilen. „Ich wollte dem Moment sein Geheimnis entreißen“, kommentiert ein Fotograf seine Bilder. Früher standen sie mit der Plattenkamera am Rand, heute schießen sie digital die Tausendstel, aber Triumph und Trauer sind das ewig gleiche Spiel. Lothar Heinke

„In Bewegung“, Unter den Linden, bis 23. August, Tag und Nacht.

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