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Was machen wir heute?: In Bildern schwelgen

An Orten, die moderne Kunst ausstellen, bewege ich mich meist schweigend, denn wenn ich etwas sage, ist es in der Regel falsch. Lange ist es her, dass ich unverkrampft Dinge sagte wie „So rumklecksen, das könnte ich auch“ (Jackson Pollock), „Wie langweilig!

An Orten, die moderne Kunst ausstellen, bewege ich mich meist schweigend, denn wenn ich etwas sage, ist es in der Regel falsch. Lange ist es her, dass ich unverkrampft Dinge sagte wie „So rumklecksen, das könnte ich auch“ (Jackson Pollock), „Wie langweilig!“ (Malewitschs Schwarzes Quadrat) oder „Igitt, ist das hässlich!“ (Francis Bacons Körper).

Ich musste leider feststellen, dass das Verhältnis von Künstler und Betrachter ein sehr ungleiches ist. Der Künstler darf alles, der Betrachter nur wenig; laut reden, anfassen, fotografieren, telefonieren und essen, das alles ist verboten, aber vor allem darf sich der Betrachter nicht beschweren. Auch vor einem Exkrementhaufen hätte er noch andächtig zu stehen, abfällige Äußerungen („Dann is’ der Trude ihr Fiffi ja ooch’n Künstler!“) wären an dieser Stelle unziemlich, stattdessen sollte man die besondere Farbgebung oder Schichtung des Haufens loben.

Meine Freude an Kunst habe ich durch zweierlei wiedergefunden, zum einen durch die Lektüre von E. H. Gombrichs „Die Geschichte der Kunst“, der Deluxe-Alternative zu den Audioguides, die in Museen an eifrige Besucher verteilt werden, und zum anderen durch Nicolai Huch, einen jungen Künstler aus Bielefeld, der Malerei an der Universität der Künste studierte und derzeit in der Halle am Wasser hinter dem Hamburger Bahnhof ausstellt. Ja, seine flammend rote Frau erscheint wie eine bedrohliche Variante von Gustav Klimts Kuss, und natürlich, viele seiner anderen großformatigen Gemälde erinnern an Werke der Romantik, aber das Gute an Huch ist: Seine großformatigen Bilder, die Fratzen in Pastellfarben sprechen auch ohne jede Erklärung, Einordnung oder Abgrenzung zu mir. Verena Friederike Hasel

E.H. Gombrichs „Die Geschichte der Kunst“ gibt es in jeder Buchhandlung und Nicolai Huchs Ausstellung „Noch spielen sie“ ist noch bis zum 4. Juni in der Galerie Frisch, Halle am Wasser in der Invalidenstraße 50/51 in Berlin-Tiergarten zu sehen, dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr und samstags von 12 bis 18 Uhr.

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