zum Hauptinhalt

Was machen wir heute?: In die neue Schule gehen

Wie ein Vaterdie Stadt erleben kann - die Kinder auf die Oberschule schicken.

Von Andreas Austilat

Gestern hatte ich einen furchtbaren Traum. Ich war 13, saß in einer Art Gummizelle, vor mir stand Herr K. und brüllte: „Du bleibst hier acht Stunden drin, wenn du mir nicht sagst, was eine Äquivalenz ist.“ Das wiederholte er ein paar Mal, und ich starrte dabei auf seine Mundwinkel, in denen sich kleine Spuckepfützen gebildet hatten. Immer bei „…lenz“ ging ein feiner Sprühnebel auf mich runter.

War ja nur ein Traum, aber ich weiß ganz genau, wer Herr K. ist, mein alter Mathematiklehrer nämlich. Seinen Namen sag ich hier nicht, auch Herr K. hat ein Recht auf den Schutz seiner Persönlichkeit. Die Gummizelle gibt es offenbar auch in echt, aber nicht hier, sondern in New York. Aber sie sperren dort keine Schüler ein, sondern Lehrer, die sie gern los werden wollen. Stand jedenfalls am Mittwoch im Tagesspiegel. Ganz schön rigoros diese Amis.

Natürlich ist der Tagesspiegel nicht allein schuld an meinen schlimmen Träumen. Da kam viel zusammen. Urlaubsende und Schulanfang zum Beispiel, seit Montag geht die Kleine auf die Oberschule. Da macht man sich so seine Gedanken. 35 Wochenstunden hat sie jetzt, jedenfalls, wenn sie am Religionsunterricht teilnimmt. Das ist der Preis dafür, dass Gymnasiasten heute das Abitur in zwölf Jahren schaffen sollen. Sie wird sich von etwas trennen müssen, vom Klavierunterricht oder vom Sportverein.

Und ich habe mir ihre neuen Bücher angeguckt, schließlich habe ich sie teuer bezahlt. „Lambacher Schweizer: Mathematik für Gymnasien“ zum Beispiel, das hat allein schon 21 Euro gekostet. Dafür ist es viel bunter als meines damals, bei den Äquivalenzumformungen habe ich es trotzdem zugeschlagen.

Und, habe ich mein Mädchen nach den ersten Tagen gefragt. Wie ist es so? „Schön“, hat sie gesagt, „die sind alle sehr nett.“

Herr K. war eigentlich auch ganz okay. Wenn man nicht zu nah an ihm dran saß.

Andreas Austilat

Heute ist Einschulung der Erstklässler. Aber achten Sie auch auf die Siebtklässler, viele fahren das erste Mal mit dem Fahrrad zur Schule.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false