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Was machen wir heute?: Indianer bewundern

Die Ausstellung "Indianer Nordamerikas" gastiert im Ethnologischen Museum Dahlem.

Guckt mal“, rief Lucas an unserem letzten Urlaubstag und zeigte verwundert nach oben: „Der Himmel hat Locken!“ Aber da nützten uns die Schäfchenwolken schon nichts mehr, die Ostsee hatte sich von ihrer grauen Seite gezeigt und uns nur wenige Male in ihre Fluten eintauchen lassen. Dafür waren die Urlaubstage in diesem Sommer erfüllt von Poesie, denn Vierjährige wie Lucas sind Dichter. Wenn man den Kleinen beim Reden unterbricht, beklagt er sich, dass wir ihn „übersprechen“, ist ein anderes Kind gemein zu ihm, so hat es ihn „reingelogen“. Ärgert sich Lucas über den großen Bruder Timmy, dann beschimpft er ihn mit den Worten: „Du hast wirklich Tassen im Schrank!“ – und wiederholt sehr laut, damit der das auch versteht: „Tassen im Schrank!“ Ich korrigiere ihn nicht; mir gefällt sein unkonventioneller Umgang mit der deutschen Sprache. Es ist wie Urlaub von der Grammatik.

Ach ja, Urlaub! An einem regnerischen Sonntag waren wir in Bad Segeberg, um uns die Karl-May-Spiele anzusehen: „Winnetou I“ in der imposanten Freilichtbühne am Kalkberg, mit galoppierenden Pferden, brennenden Eisenbahnen und heldenhaften Indianern. Klasse! Die Kinder mussten hinterher unbedingt ein Gewehr und eine Pistole haben. Auf der Rückfahrt erschossen sie aus dem Auto heraus allerhand Passanten, die nicht rechtzeitig die Hände hoch genommen hatten – „wir knallern die ab“, freute sich Lucas –, und am Abend brachten sie den Kuscheltieren halsbrecherische Stunts bei, bei denen der weiße Kuschelhase ernsthafte Verletzungen davontrug. Winnetou war der Höhepunkt unseres Urlaubs. „Ich langweile mich auf Berlin!“, klagte Lucas schon am nächsten Tag. Das heißt in der Sprache der Vierjährigen: Ich sehne mich nach meiner schönen Heimatstadt, wo der lockige Himmel lacht. Dorothee Nolte

Für Nord- und Ostseeurlauber: „Winnetou I“ mit Erol Sander, Karl-May-Spiele, noch bis 2. September, www.karl-may-spiele.de. Für Daheimgebliebene: Ausstellung „Indianer Nordamerikas“, im Ethnologischen Museum Dahlem, Lansstraße 8.

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