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Was machen wir heute?: Ins Kino gehen

Wie eine West-Berlinerin die Stadt erleben kann

Kulinarisch betrachtet gibt es nichts Schlimmeres, als Spitzenkoch zu sein. Die essen nicht, die probieren nur. Am Wochenende hat die „FAS“ eine Umfrage unter großen Köchen (zwei Sterne aufwärts) veröffentlicht, ob und wie diese fasten. Und siehe da: Sie tun es das ganze Jahr. Lassen Mittag- oder Abendessen ausfallen, manchmal auch beides, machen drei Monate im Jahr FdH, verkneifen sich weißes Brot, verzichten sogar auf den Kaffee am Morgen und „gönnen“ sich nach der Arbeit ein alkoholfreies Bier oder zwei Orangen. Einer von ihnen, Berthold Bühler, hat sogar drei Monate lang von Gurken und Tomaten gelebt. Die Diät, erzählte er stolz, habe er sich selbst ausgedacht. Dagegen kam ich mir wie ein Vielfraß vor. Ich esse morgens, mittags, abends und zwischendurch.

Nur im Moment gerät der Speiseplan etwas durcheinander. Es ist Berlinale, und das heißt normalerweise: Ausnahmezustand. Auch kulinarisch. Da muss man mobil und flexibel sein und immer was zu essen in der Tasche haben. Eigentlich habe ich dieses Jahr gar keine Zeit, ins Kino zu gehen, aber ganz lassen kann ich es nicht. Die Berlinale ist einfach zu gut, die Atmosphäre, die Leute aus aller Welt, der rote Teppich, die roten Taschen, die Aufregung, das Klatschen und das Buhen.

Das Problem ist nur: wenn man keine Zeit hat, ins Kino zu gehen, hat man erst recht keine, für Karten anzustehen. Ich schwöre inzwischen auf die Theaterkasse im KaDeWe, da kriegt man Tickets ohne Schlangestehen. Aber auch da sind die begehrten Filme schnell weg. Gegen den Frust gibt es jetzt ein ideales Heilmittel. In den KunstWerken ist eine wunderbare Ausstellung mit Vorspännen zu sehen, bei denen man die Hauptfilme gar nicht vermisst. Meine favorites: Pasolini, Orson Welles, James Bond und Martin Scorsese. Selbst Quentin Tarantino hat mich überzeugt. Und zu essen gibt’s an der Museumskasse auch was: Popcorn. Selbst für Sterneköche geeignet. Hat ganz wenig Kalorien.Susanne Kippenberger

Das Vorspannkino in den KunstWerken, Auguststraße 69, läuft noch, wenn die Berlinale längst vorbei ist: bis zum 19. April.

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