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Was machen wir heute?: Kleinverlage feiern

Dezember 2009: Im „Goldenen Hahn“ in Kreuzberg wird die Buchpremiere der Anthologie „Heimat, Heimweh, Heimsuchung“ gefeiert. Eine Viertelstunde nach Veranstaltungsbeginn steigt der rauschebärtige Verleger aus dem Taxi, öffnet die Tür der verräucherten Schankstube, geht gemessenen Schrittes zur Theke und sagt: „Gebt mir mal 13 Euro aus der Abendkasse.

Dezember 2009: Im „Goldenen Hahn“ in Kreuzberg wird die Buchpremiere der Anthologie „Heimat, Heimweh, Heimsuchung“ gefeiert. Eine Viertelstunde nach Veranstaltungsbeginn steigt der rauschebärtige Verleger aus dem Taxi, öffnet die Tür der verräucherten Schankstube, geht gemessenen Schrittes zur Theke und sagt: „Gebt mir mal 13 Euro aus der Abendkasse. Fürs Taxi.“ Schließlich setzt er sich mit einem Bier an einen der Tische und sagt: „So, kann losgehen.“

Bernd Kramer ist einer von Tausenden Menschen, die in Deutschland einen Kleinverlag führen. Man will es kaum glauben, aber es gibt hierzulande mehr Verlage als Buchhandlungen. Und was besonders kleine, kauzige, subkulturelle und mit großer Ausdauer und Liebe betriebene Verlage angeht, lässt sich Berlin natürlich nicht lumpen. Einen anderen bärtigen Berliner-Kleinverlags-Mitinhaber habe ich in Bonn kennengelernt. In einem schmucklosen Hinterzimmer des AStA saß der Repräsentant des „Verbrecherverlags“ und las uns linken Studenten aus seinem Buch vor: „Der letzte linke Student“. Anschließend konnte man mit ihm bei Bier und Schnaps über alten und neuen Faschismus, den wahren Sozialismus und die Leiden des Verlagswesens im Kapitalismus parlieren. Damals dachte ich: „Der Typ macht doch in ein, zwei Jahren was anderes. Vielleicht Versicherungen verkaufen.“

Heute feiert Jörg Sundermeier zusammen mit Kompagnon Werner Labisch das 15-jährige Bestehen des Verbrecherverlags und kann auf viele tolle Veröffentlichungen zurückblicken, darunter Bücher von einem Literaturbrummer wie Dietmar Dath oder der Lesebühnenkönigin Sarah Schmidt.

Und Bernd Kramer freut sich, dass vor wenigen Wochen ein bei ihm veröffentlichter Autor, Peter Wawerzinek, den Bachmannpreis gewonnen hat. Anselm Neft

„15 Jahre Verbrecherverlag“ – Lesung mit Jens Friebe, Nino Haratischwili, Giwi Margwelaschwili, Sarah Schmidt und Marc Weiser, heute, 20 Uhr im „Monarch“, Skalitzer Straße 134, Kreuzberg.

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