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Was machen wir heute?: Nüchtern bleiben

Die Überraschung ist groß – geradezu ernüchternd. Als ich Charlotte und ihre zwei Freundinnen von einer Party abholen will, kommt sie mir schon entgegen.

Die Überraschung ist groß – geradezu ernüchternd. Als ich Charlotte und ihre zwei Freundinnen von einer Party abholen will, kommt sie mir schon entgegen. „Äh, Mama, Linda ist ein wenig, ähm, betrunken“, druckst meine Tochter peinlich berührt herum. Ein wenig betrunken ist ein wenig untertrieben. Die 15-Jährige ist sturzbesoffen, sie kann nicht alleine gehen oder mir direkt ins Gesicht schauen. Sie gibt lallend von sich: „Bitte, sagen Sie nichts meinen Eltern!“ Eine andere Freundin versucht mir zwar weiszumachen: „Sie hat nur zwei Mixbier getrunken.“ Charlotte – nüchtern – ist zum Glück ehrlich: Es war Wodka. Binnen weniger Minuten hat Linda das Zeug in sich reingekippt. Die Party war für sie schnell gelaufen. Für die anderen Mädchen auch. Die mussten Linda auf der Toilette das Köpfchen halten. Spaßig fanden sie das nicht, aber gute Freundinnen lassen einander nicht im Stich.

Bis zu diesem Abend war ich sicher, Alkohol ist bei uns noch kein Thema. Von Trinkgelagen im Freundeskreis meiner Tochter war mir nichts bekannt. Saufen tun nur die anderen. Jetzt bin ich sensibilisiert. Trinken tun eben nicht nur die anderen. Man muss doch nur mal an die eigene Jugend zurückdenken. Wir testeten beispielsweise Apfelkorn, Persico, Samos, Batida de Coco, Krefelder (Altbier mit Cola) und Asti Spumante. Nicht in homöopathischen Dosen, aber immer schön süß. So lieben es die Teenies auch heute noch.

Letztens hatte Charlotte eine Einladung, bei der die Eltern den anderen Eltern mitteilen wollten, dass zum 16. Geburtstag ihres Sohnes auch „Biermixgetränke“ ausgeschenkt werden. Das fand ich gut; damit wusste man Bescheid. Denn Augen verschließen bringt’s nicht. Wenn unsere Tochter mag, dann kann sie heute auch mit einem Gläschen Sekt auf ihren 15. Geburtstag anstoßen. Aber wahrscheinlich ist der nicht süß genug.

Bei Linda hatte ich übrigens auf einen schönen Kater gehofft. Leider blieb der aus. Abgeschreckt war sie trotzdem. Sigrid Kneist

Alkoholfreies gibt’s bei Starbucks. Charlottes Favorit ist Hazelnut Hot Chocolate.

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