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Was machen wir heute?: Sich im Mondschein begegnen

Kurz vor Weihnachten und Neujahr wollen die Leute noch vieles ins Reine bringen. Auch ihre Autos.

Kurz vor Weihnachten und Neujahr wollen die Leute noch vieles ins Reine bringen. Auch ihre Autos. Als altem West-Berliner fällt mir der „Waschbär“ ein: Der war nur ein paar Schritte vom Wittenbergplatz entfernt und vor gut 40 Jahren eine der ersten Autowaschstraßen Berlins. Die Fahrer stiegen vor der Halle aus, das Auto wurde automatisch übers Fließband gezogen, während erbarmungswürdiges Personal das Fahrzeug begleitete und zusätzlich mit Schlauch, Schaum, Bürsten und Lappen bearbeitete. Die Kunden konnten, durch eine Glaswand getrennt, trockenen Fußes ihren Liebling begleiten und die armen Leute im Nassen schuften sehen.

Oder ich erinnere mich an einen Vorfall in Reinickendorf: Da durchlebte ich in einer (nunmehr) vollautomatischen Waschanlage schreckliche Minuten. Am anderen Ende kam ein Bündel blitzblanken zerbeulten Blechs heraus. Alle nur möglichen Bürsten hatten während der Fahrt auf mein Gefährt und mich eingedroschen. Ein leichtes Trauma, bis heute. Fast folgerichtig blieb ich irgendwann in einer Wilmersdorfer Station für lange Zeit stecken, weil der Dussel vor mir zu lenken und zu bremsen angefangen hatte.

Inzwischen aber habe ich eine scheue Zuneigung zu den Anlagen entdeckt. In Zehlendorf fiel mir vor paar Tagen nach abendlicher Waschstraßenfahrt auf, wie entspannt die Leute auf dem dortigen Hof ihre Autos nachpolierten. Trotz der Winterkälte. Ich musste aussteigen und mitmachen. An einzelnen, fast intim beleuchteten Turbo-Saugstationen saugten, putzten und rieben die Autofreunde in fahlem Mondlicht unglaublich gelassen vor sich hin. Dezente Musik klang aus Autoradios. Ich glaube, abendliches Waschen und putzen, gar im Mondlicht, muss erst noch richtig gewürdigt werden. Vielleicht zeitgemäß als „Moonlight Cleaning“? Heute ist übrigens Vollmond. Christian van Lessen

Vollmond lässt sich auch stilsicherer zelebrieren. Etwa in der Kristalltherme Ludwigsfelde, Fichtestraße, die zum romantischen Vollmondschwimmen bei Kerzenschein einlädt. Auch wenn sich der Mond nicht blicken lassen sollte.

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