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Was machen wir heute?: Skulpturen finden

Wie ein Ost-Berliner die Stadt erleben kann: Die Baudenkmäler Berlins finden und erleben.

Als Kinder beurteilten wir Kunst nach ganz eigenen Kriterien, im Pergamonmuseum zählte nur der „Dornenauszieher“, mit dem konnte man sich identifizieren, und bei allem, was draußen stand, war entscheidend, dass man draufklettern konnte, im besten Fall sogar runterrutschen. An der Oderbruchkippe der „Fuchs“ von Stefan Horota, um den gab es immer Streit, und die Bärin aus Granit am Forckenbeckplatz, da passten zwar beide Brüder drauf, aber wer vorne sitzen durfte, war auszumachen. Wie herrlich, wenn der glatte Stein von der Sonne aufgewärmt war.

Die Internetseite www.bildhauerei-in-berlin.de sammelt Skulpturen der Stadt, man kann chronologisch, nach Bezirken und nach Themen suchen oder gezielt die Spuren verfolgen, die ein Künstler hier hinterlassen hat. Manche haben Berlin über Jahrzehnte bestückt. Ein Lebenswerk, das sich „Fisch“, „Ente“, „Riesenkänguruh“ und „Sitzender Junge“ liest? Das Beste, was man von Kunst im öffentlichen Raum sagen kann, ist ja, wenn sie sich nicht aufdrängt. Zum Beispiel die beiden Pinguine von 1950 im Stadtpark Lichtenberg, die übersieht man fast. Erstaunlich, wie oft unbekannt ist, von wem das Werk stammt.

Der Osten hatte neben vielen Tiermotiven sein eigenes Programm: an der Frankfurter Allee, von 1952, „Wissenschaftler“ und „Schweinepflegerin“. Ist das nicht ein heute zu vermissender, rührender Anspruch, solche Berufe gleichermaßen zu würdigen? Am Forckenbeckplatz, unserer alten Wohngegend, aus meinem Geburtsjahr 1970: „Junge Sozialisten“ (inzwischen heißen die beiden anscheinend „Junges Paar“). So brav sahen in dieser Gegend damals die wenigsten Jugendlichen aus, insofern hat die Darstellung etwas Utopisches. In West-Berlin dominieren ebenfalls Tiermotive, aber 1972 gibt es auch hier einen „Arbeiter mit Preßlufthammer“. Ein Rundgang zu den nicht weniger als 57 Bärenskulpturen, die in Berlin stehen, das wäre vielleicht etwas für den nächsten Geburtstag meiner Tochter.

www.bildhauerei-in-berlin.de

Jochen Schmidt

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