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Was machen wir heute?: Sport

Auch wenn man mir das auf den ersten Blick vielleicht nicht anmerkt: Als Sportler bin ich recht zäh. Das mag an einem genetischen Ehrgeizcode liegen, den mir meine Eltern mitgeliefert haben, ein Code, der mich schon als Kind dazu brachte, beim Fußballspielen niemals aufzugeben und sämtliche Mitspieler zu verachten, die sich beim Stand von 0:8 hängen ließen anstatt wenigstens dem Ehrentreffer nachzugrätschen.

Auch wenn man mir das auf den ersten Blick vielleicht nicht anmerkt: Als Sportler bin ich recht zäh. Das mag an einem genetischen Ehrgeizcode liegen, den mir meine Eltern mitgeliefert haben, ein Code, der mich schon als Kind dazu brachte, beim Fußballspielen niemals aufzugeben und sämtliche Mitspieler zu verachten, die sich beim Stand von 0:8 hängen ließen anstatt wenigstens dem Ehrentreffer nachzugrätschen. Erst wenn er gelungen war, dieser eine Treffer für meine Sportlerseele, war ich glücklich erschöpft.

Als Kind habe ich mich mit meiner Schwester im Federball über die Wäscheleine duelliert – ich kommentierte dabei unsere Schläge wie ein Reporter ein Tennismatch. Meine Schwester war Arantxa Sanchez, ich spielte Stefan Edberg, und obwohl Edberg älter war als Sanchez und ich älter als meine Schwester, kämpfte ich doch verbissen um jeden Punkt. So sollte es auch zwei Jahrzehnte später sein, als ich wieder zum Federballschläger griff und mir mit einer Freundin die Badmintonbälle um die Ohren schlug. Im Sport- und Erholungszentrum, in dem ich als Junge im Wellenbad mit anderen um die Wette geschwommen war (und oft auch nur um Ehrentreffer kämpfte) und das inzwischen trockengelegt ist, kann man heute immerhin noch Federball spielen. Und im Keller rollen Bowlingkugeln.

Dort unten, an einem blinkenden Stellpult für die Bahnen, verleiht eine Frau Schuhe und ein Lächeln. Freundliche Kellner nehmen Bestellungen für exzellente Pommes entgegen, während auf den Bahnen, auf denen früher sicher mal der Rubel rollte, schon die Kugeln gegen die Pins knallen – so heißen die Kegel beim Bowlen, wie ich hier nebenbei lerne. Wie es der Zufall so will (und der sportliche Ehrgeiz meiner Freunde), kämpfe ich in der ersten Runde lange darum, überhaupt Vorletzter zu werden, aber als ich das geschafft habe, kriege ich einen Lauf und in der zweiten Runde müssen die anderen die Ehrentreffer machen. Glücklich erschöpft gehe ich nach Hause und denke: Ich müsste mal wieder Federball spielen. Robert Ide

SEZ, Landsberger Allee 77, Tel. 400 48 90

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