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Was machen wir heute?: Uns mit Brüssel vergleichen

Wie ein Neuberliner die Stadt erleben kann

Man kann auch prima ohne Berlin leben! Oder? Über die Festtage habe ich es probiert. Ich fuhr nach Brüssel, ins Zentrum von Europa. Und ich stellte fest: Vieles ist in Belgien genau wie zu Hause. Auf dem platten Land stehen Windräder – wie in Brandenburg. Und in Brüssel selbst sprechen viele Leute Französisch, genau wie auf der Bergmannstraße. Was die Belgier großspurig ihre Grand Place nennen, kam mir allerdings deutlich kleiner vor als der Alexanderplatz. Dafür stehen dort schöne alte Häuser. Vielleicht kann Brüssel ja doch mit Berlin mithalten?

Erfreulich für mich als Mensch mit Migrationshintergrund: Häufig erklingen hier heimatlich-schweizerisch anmutende „Kchchch“- Laute. Touristen aus St. Gallen? Nein, das sind die Flamen, erfuhr ich. Die sind auch Belgier, genau wie die frankofonen Wallonen. Und sie reden so lustig wie Ostschweizer, nur dass ich kein Wort verstehe. Wäre fein, wenn im neuen Jahr mal ein paar Flamen nach Berlin ziehen würden, dachte ich, statt immer französische Studenten und amerikanische Künstler.

Am Silvesterabend wurden im Restaurant Jakobsmuscheln serviert. Weich wie Buletten! Danach verspeisten wir Rehrücken, belgischen Käse und die Spezialität „halb gebackener Schokoladenkuchen“. Ein Traum! Für den Preis dieses Festmahls hätte man in Neukölln allerdings etwa 365 Döner gekriegt.

Später begaben wir uns ins Freie. Das kann man hier in der Neujahrsnacht wagen, anders als in Berlin. Ein paar junge Menschen bewarfen uns mit Knallkörpern. Ich lachte sie aus. Schließlich bin ich Veteran der Kreuzberger Silvesterraketengewitter. Entspannt stapften wir durch den Schnee, umgeben von fröhlichen Menschen. Über uns das Feuerwerk.

Gegen Mitternacht dann wollten wir in der Kneipe an der Ecke einkehren und auf das neue Jahr anstoßen. Leider geschlossen. Wie alle anderen Kneipen auch. Alle! In der Silvesternacht! Die spinnen, die Belgier! Ich will nach Hause. Heim nach Berlin! Till Hein

Erstklassige Kneipen mit humanen Öffnungszeiten gibt es in Berlin (fast) an jeder Ecke.

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