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Was machen wir heute?: Unterirdisch fernsehen

Bei der Frage, was gute Fernsehunterhaltung ist, liegen Charlottes und meine Vorstellungen meist diametral auseinander. Viel war schon auf unserem Bildschirm zu sehen.

Bei der Frage, was gute Fernsehunterhaltung ist, liegen Charlottes und meine Vorstellungen meist diametral auseinander. Viel war schon auf unserem Bildschirm zu sehen. Wenn auch – dies zu unserer Ehrenrettung – nicht regelmäßig. Sarah and Marc crazy in Love, Gülcan und Colleen, Popstars, DSDS! Alles Sendungen, die man in fortgeschrittenem Alter – also jenseits der 20 – bei gesundem Verstand nicht ertragen kann. Für die Teenie-Zielgruppe jedoch ein absolutes Muss, denn am nächsten Morgen wird in der Pause eifrig darüber diskutiert. In diesem Spektrum ist „Germany’s next Topmodel by Heidi Klum“ schon fast dem Bildungsprogramm zuzurechnen, finde ich. Mein Mann ist anderer Meinung. In seinen Augen ist die Modelschulung eine besonders perfide Form der Deformierung und Psychofolter junger Menschen. Man sollte in seiner Gegenwart den Namen Klum besser nicht erwähnen.

Seit zwei Wochen weiß ich, dass es aber noch grässlichere Formate gibt. Pro Sieben hat eine neue Casting-Show auf den Schirm gebracht: „Singing Bee“. Das Prinzip ist einfach. Die Kandidaten müssen nicht singen können. Sie brauchen in der Karaoke-Show lediglich Textlücken in den Songs zu füllen. Das alleine könnten wir ertragen. Aber nicht die schrille Kommentierung der als Moderatorin garantiert talentfreien Senna – die mit der großen Klappe aus der vorletzten Popstars-Staffel, die jetzt mit zwei anderen Grazien die Girlgroup Monrose bildet. Wirklich unterirdisch. Das übersteigt unsere Toleranz.

Eine ähnliche Sendung lief während unseres letzten Portugal-Urlaubs im dortigen Fernsehen. Sogar täglich. Wir verstanden kein Wort, aber der Moderator wirkte zumindest komisch. Ab und zu streute er, wenn er Kandidaten auf die runde Bühne holte, die deutschen Worte „kaukasischer Kreidekreis“ ein und machte wohl seine Späße über den seltsamen Klang der Worte. Warum auch immer. Ob Monrose-Senna weiß, was es mit dem kaukasischen Kreidekreis auf sich hat? Sigrid Kneist

Wer dazu Informationsbedarf hat, kann bei Bertolt Brecht nachlesen. Brecht-Stücke gibt es stets im Berliner Ensemble zu sehen.

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