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Was machen wir heute?: Zum Friseur gehen

Sagt der Friseur zum Kunden: „Langsam werden Ihre Haare grau.“ Antwortet der: „Kein Wunder, bei Ihrem Tempo.

Sagt der Friseur zum Kunden: „Langsam werden Ihre Haare grau.“ Antwortet der: „Kein Wunder, bei Ihrem Tempo.“ Oder kennen Sie den? Fragt der Friseur: „Wollen Sie Ihre langen Haare behalten? Ja? Gut, dann packe ich sie Ihnen ein.“ Der Mensch und sein Friseur — das ist eine Beziehung für sich. Manchmal eine Liebesbeziehung, manchmal eine tiefe Feindschaft. In unserem Fall eher Letzteres.

Was war geschehen? Linda musste zum Friseur. Der Kurzhaarschnitt war außer Fasson geraten, das Kind ähnelte mehr einem Bobtail als einem zehnjährigen Mädchen. Doch Friseurbesuche sind Linda seit jeher ein Gräuel. Das fängt bei den pieksenden Haaren an, die in den Kragen rutschen, und endet beim Blick in den Spiegel. Im besten Fall sagt meine Tochter nichts, meist gibt es Zoff.

So wie neulich, als wir gemeinsam im Zehn-Euro-Salon waren. Gott sei Dank, dachte ich noch, als die beste Friseurin des Ladens gerade in dem Moment frei wurde, als meine Tochter an der Reihe war. Zwanzig Minuten später stand ein entzückendes kleines Mädchen vor mir mit einem perfekt geschnittenen Bob. Und einer Miene, die nichts Gutes verhieß. „Ich sehe sch .... aus“, sagte meine Tochter. „Mama, ich sehe so sch..... aus“, wiederholte sie mehrere Dezibel lauter. Dann stürmte sie aus dem Laden und ließ die Friseurin, ihre Kolleginnen und mich ratlos zurück.

Ich bezahlte und folgte ihr. An der Bushaltestellte ging das Drama weiter. „Ich hasse meine Frisur“, wetterte Linda. Passanten begannen, sich einzumischen. „Mädchen, du siehst doch toll aus“, sagte ein älterer Mann, andere nickten beifällig. Unbekannte Menschen meldeten sich zu Wort. Ein reger Meinungsaustausch begann, garniert mit zahlreichen Erfahrungsberichten. Die Welt ein Dorf. Schließlich kam der Bus, und die Diskussion war beendet. Bis gestern. Da trafen wir eine Freundin. Als Erstes sagte sie: „Linda, was hast du für eine schöne Frisur.“ Heike Jahberg

Wer nicht zum Friseur, sondern lieber ins Kino will: „Die Friseuse“, derzeit in zahlreichen Lichtspieltheatern

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