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Kultur: Weg ins Nirgendwo

FOTOGRAFIE

Vor mehr als vierzig Jahren ist Eva Davidová das erste Mal zu den Roma in Böhmen, Mähren und in der Slowakei gefahren, um Märchen, Geschichten und Lieder zu sammeln. Im Gepäck hatte sie eine Fotokamera, die das Gesicht und die Wohnumgebung der Leute bewahren sollte. Es sind viele Reisen geworden. Die Beschäftigung mit der Kultur der verschiedenen Roma-Gruppen, die nach der NS–Verfolgung an den angestammten Plätzen neue Siedlungen gründeten, wurde der Prager Ethnologin zur Lebensaufgabe.

Gut fünfzig der zum Teil großformatigen Schwarzweißfotografien aus den Jahren 1957 bis 1982 sind unter dem Titel Wege der Roma im Tschechischen Zentrum (Friedrichstr. 206, Mo-Fr 10-18 Uhr, bis 17.10.) ausgestellt. Keines davon begnügt sich mit einem Blick aus der Ferne. Nicht die Armut und Verlorenheit der seit 1959 am Nomadisieren gehinderten Minderheit will Eva Davidová vor Augen führen, sondern die Lebensfreude der in Planwagen und alten Eisenbahnwaggons, Erdhütten oder heruntergekommenen Häusern ansässigen Menschen vermitteln. Kinder und junge Mütter sind die bevorzugten Objekte. Man sieht Männer, die als Kesselflicker, Korbflechter und Musikanten arbeiteten, fast nie dagegen ältere Menschen, die unter den Roma hohe Autorität genießen. Die schon etwas zerkratzte Vergrößerung einer Aufnahme von 1962 eröffnet den Blick in eine Roma-Siedlung auf dem Land in der Ostslowakei. Gleichmäßig reihen sich kleine, weiß getünchte Häuser mit geflickten Pappdächern aneinander. Der unbefestigte Weg führt ins Nirgendwo. Vor den Mauern hocken junge Paare und viele Kinder. Auf ihre Kinder hofften die Romas immer.

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