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Weimarer Kunstfest: Griefahn fordert von Schäfer Konsequenzen

SPD-Kulturpolitikerin Monika Griefahn hat wegen der umstrittenen Weimarer Rede indirekt den Rücktritt des stellvertretenden Kulturstaatsministers Schäfer gefordert. Die Bundesregierung widerspricht.

Berlin - Trotz der heftig kritisierten Rede des stellvertretenden Bundesbeauftragten für Kultur und Medien Hermann Schäfer in Weimar sieht die Bundesregierung keine Notwendigkeit für Konsequenzen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sagte am Dienstag in Berlin, er bedauere außerordentlich die durch die Rede seines Abteilungsleiters ausgelösten politischen Missverständnisse und Beeinträchtigungen der Eröffnungsveranstaltung des Kunstfestes Weimar. "Schäfer hat sich dafür entschuldigt", fügte er hinzu.

Schäfer hatte in seiner Ansprache zur Eröffnung des Kunstfestes am Wochenende die Holocaust-Opfer Buchenwalds unberücksichtigt gelassen und dafür die Opfer von Flucht und Vertreibung in den Mittelpunkt gerückt. Gäste des Konzerts "Gedenken Buchenwald" hatten Schäfer mit Zwischenrufen und störendem Beifall zum Abbruch seines Grußwortes gezwungen.

"Daraus eine inhaltliche Veränderung der Gedenkstättenpolitik des Bundes im Hinblick auf die Bewertung und Aufarbeitung der NS-Diktatur abzuleiten, ist völlig abwegig", sagte Neumann. Hier stehe die Bundesregierung in der Kontinuität aller Vorgängerregierungen. Die NS-Diktatur und der durch sie verursachte Holocaust seien in ihrer menschenverachtenden grausamen Dimension einzigartig und durch nichts zu relativieren.

Rürup: Keine bewusste Provokation

Die SPD-Kulturpolitikerin Monika Griefahn hatte zuvor Schäfer indirekt zum Rücktritt aufgefordert. "Wenn er ein bisschen Anstand hat, gibt er sowohl Amt als auch Professorentitel zurück", sagte Griefahn. Sie könne nicht akzeptieren, dass Schäfer mit einer solchen Bewertung als Historiker und als Beauftragter der Bundesregierung einer großen Koalition die Position der SPD mitvertrete.

Der Historiker Reinhard Rürup glaubt nicht, dass Schäfer bewusst provozieren wollte. Bei seiner Rede vor einem Gedenkkonzert habe er stattdessen einen "Mangel an politischem Instinkt" bewiesen, sagte Rürup. Da er versäumt habe, Buchenwald und die Opfer des Nationalsozialismus zu erwähnen, sei es kein Wunder, dass Anwesende und die Öffentlichkeit mit Unverständnis reagierten. (tso/ddp)

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