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Kultur: Weltwirtschaftsforum: Das Volk von Seattle. Was war, was kommt: Chronik der Proteste

Globalisierungsgegner verhinderten im Dezember 1999 die Welthandelskonferenz in Seattle. Seither haben sich Umweltschützer, Gewerkschaften, Dritte-Welt-Aktivisten und andere zu einer ungewöhnlichen Allianz zusammengefunden.

Globalisierungsgegner verhinderten im Dezember 1999 die Welthandelskonferenz in Seattle. Seither haben sich Umweltschützer, Gewerkschaften, Dritte-Welt-Aktivisten und andere zu einer ungewöhnlichen Allianz zusammengefunden. Die meisten wollen die Mächtigen nur an ihre Verantwortung erinnern, andere sind auf Krawall aus.

Städte zu Festungen

Salzburg, heute bis Dienstag: Zum Weltwirtschaftsforum werden rund 2000 Demonstranten erwartet. Die Stadt hat sich mit einem massiven Polizeiaufgebot vorbereitet.

Genua, 20. bis 22. Juli 2001: Das wichtigste Datum für globalisierungskritische Demonstranten. In Genua treffen sich zum G 8-Gipfel die Regierungschefs der sieben wichtigsten Wirtschaftsmächte und Russlands. Es werden bis zu 150 000 Demonstranten erwartet. Felix Kolb vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac erklärt die hohe Zahl mit dem Ort: "Wenn es nicht Italien wäre, wären es sicher weniger. Viele Italiener werden die Gelegenheit nutzen, gegen Berlusconi zu protestieren." Aus Angst vor Krawallmachern wird derzeit überlegt, für die Gipfel-Teilnehmer ein Schiff zu chartern. Ein 18 000 Mann starkes Polizeiaufgebot soll das Treffen schützen. 15 Tage müssen die Beamten in ein spezielles Training, um fit zu werden für den Straßenkampf. Es liegen sogar Bahren und Leichensäcke bereit; auch ein großer Kühlraum für eventuelle Tote soll her. Falls die Ängste sich bewahrheiten, würde der Gipfel in Genua alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen.

Brände und Verletzte

Göteborg, 15. und 16. Juni 2001: Mehr als 20 000 Demonstranten protestieren beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU. Sie verwüsten die Einkaufsmeile der schwedischen Stadt. 77 Menschen werden verletzt, 567 festgenommen.

Nizza, 7. bis 10. Dezember 2000: Rund 60 000 Demonstranten skandieren vor dem Tagungszentrum "Non, non, non à la globalisation". Drinnen beraten die Staats- und Regierungschefs der EU über die Osterweiterung. Die Globalisierungsgegner lassen eine ausgebrannte Bank, mehrere geplünderte Geschäfte und ein Dutzend verletzter Polizisten zurück.

Prag, 26. und 27. September 2000: Bei der Jahrestagung von Weltbank und internationalem Währungsfonds prallen 9000 Demonstranten mit der Polizei zusammen, es gibt 859 Festnahmen. Insgesamt waren 11 000 Beamte im Einsatz. Die Straßen der tschechischen Hauptstadt sind für Stunden ein Schlachtfeld.

Seattle, 30. November bis 3. Dezember 2000: Rund 50 000 Globalisierungsgegner liefern sich Straßenschlachten mit der Polizei und verhindern die Konferenz der Welthandelsorganisation (WTO). Sie verursachen Schäden im Wert von 20 Millionen Dollar. Aus Sicht der Demonstranten war der Auftritt von Seattle ihr bislang größter Erfolg. Dort wurden sie von einer Aktivistentruppe, die sich zum ersten Mal 1996 im mexikanischen Bundesstaat Chiapas traf, zum "Volk von Seattle".

fk

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