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Die Zeit kann ihm (fast) nichts anhaben: Mick Jagger rockt - auch noch mit 70.

© AFP

Wenn der Rock in die Jahre kommt: Keine Zeit verschwenden

Die Zeit ist nicht unbedingt auf ihrer Seite: Altrocker wie die Rolling Stones oder die Allman Brothers sind längst im Rockopa-Alter angekommen. Konzerte werden immer noch gegeben. Fragt sich nur, wie lange noch?

Die Rolling Stones waren Anfang zwanzig, als sie „Time Is On My Side“ sangen. In dem Soulklassiker geht es eigentlich um ein Mädchen, das davonläuft, aber zu seinem Lover zurückkehren wird. Mehr noch aber handelt er vom Selbstbewusstsein einer Generation, die weiß, dass ihr die Zukunft gehört. „Time Is On My Side“ kam im Herbst 1964 heraus – und in den fünfzig Jahren, die seither vergangen sind, hat der Rock ’n’ Roll tatsächlich die Welt erobert. Diejenigen, die mit ihrer Musik das Jungsein verherrlichten, sind längst im Großelternalter angekommen. Mick Jagger und Keith Richards feierten letztes Jahr jeweils ihren 70., Exbassist Bill Wyman ist bereits 77. „Time Waits For No One“ heißt ein anderer Song der Stones. Im Sommer kommen sie noch einmal auf Europa-Tournee nach Deutschland, am 10. Juni spielen sie in der Berliner Waldbühne. Natürlich fragen sich die Fans: zum letzten Mal?

Die Allman Brothers haben jetzt angekündigt, Ende des Jahres ihr letztes Konzert zu geben. Das ist faktisch das Ende der aus Georgia stammenden Band, die Ende der sechziger Jahre zu den Miterfindern des Southern Rock gehörte, einer besonders sumpfigen und dunklen Variante des Blues. Die Band hat sich immer vor allem als Liveact verstanden, die letzten drei Alben waren allesamt Liveaufnahmen. Nun wollen die Gitarristen Warren Haynes und Derek Trucks die Gruppe verlassen. Und der Sänger und Organist Gregg Allman, neben Drummer Butch Trucks das einzige noch verbliebene Gründungsmitglied der Gruppe, hatte schon im März vier Auftritte in New York absagen müssen, weil er wegen einer Erkrankung nicht in der Lage sei, „auf dem erwarteten Niveau zu spielen“. Vor vier Jahren war ihm eine Leber transplantiert worden, jetzt litt er an einer Bronchitis.

Die Geschichte der Allman Brothers war von Anfang an von Tragödien überschattet. Gitarrist Duane Allman stirbt 1971, zwei Jahre nach Gründung der Band, bei einem Motorradunfall. Ein Jahr später verunglückt Bassist Berry Oakley ebenfalls tödlich auf dem Motorrad. „My Cross to Bear“ heißt die Autobiografie, in der Gregg Allman von diesen Dramen erzählt: Das Kreuz, das ich tragen musste. Er war mit der Sängerin Cher verheiratet und hat fünf Kinder von fünf Frauen. Der Alkoholiker und Junkie ging 18 Mal in einen Entzug und wurde am Ende clean. „Time goes by like hurricanes“, heißt es im Allman-Brothers-Hit „Ain’t Wastin Time“. Fünfundvierzig Jahre im Rock’n’Roll-Business: vom Winde verweht.

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