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Kultur: Wenn der Sachse kommt

KABARETT

Auf dem Plakat ist der Blonde Emil in viele kleine Puzzleteile zersägt. Damit ist schon fast alles gesagt über sein neues Programm „ungefärbt“ in der Berliner Bar jeder Vernunft : Es bleibt Stückwerk und seltsam farblos (bis 20. Juli). Das fängt bei der Musikauswahl an. Von Modern Talking über Element of Crime bis zu G.G. Anderson imitiert Emil alias Thomas Nicolai alles, was ihm zwischen die Finger kommt und was irgendwie witzig sein könnte. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Nicolai ist vielleicht der beste Sänger unter den vielen Sternchen am deutschen Comedy-Himmel. Doch die Stücke passen nicht zusammen, und die Texte sind nicht sehr einfallsreich. Sie sorgen dafür, dass der Zuschauer regelmäßig wieder in der Realität der vollgepackten Bar jeder Vernunft ankommt, wenn er gerade einer von Emils Fantasiefiguren folgen wollte.

Doch auch das ist schon schwer genug. Einzig dieser Sachse in Nicolais Repertoire, der Peter Schleifer, entwickelt ein ambivalentes Eigenleben. Auch die eine oder andere Imitationsnummer ist dank Nicolais großer Nachahmungsgabe ansprechend. Er ist ein genauer Beobachter, färbt seine Stimme in allen Klangfarben, schraubt sie hoch, lässt sie in die Tiefe stürzen. Er beherrscht sie also alle perfekt: Peter Lustig (zum ersten Mal Szenenapplaus), Louis de Funès, Schimanski. Doch wo ist der Regisseur, der einen Spannungsbogen erarbeitet hätte? Abendfüllende One-Man-Comedy kann nicht nur eine Aneinanderreihung von teils unausgegorenen Einfällen sein.

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