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Kultur: Wenn der Untergang droht

Es hat in der langen und aufregenden Geschichte des Kinos schon so manche Filme gegeben, die waren noch schlechter als Ghost Ship . Zugegeben, diese These klingt nicht ganz ungewagt angesichts dieses – nunja, nennen wir das Ergebnis maritim und rundheraus – Wracks von Film.

Es hat in der langen und aufregenden Geschichte des Kinos schon so manche Filme gegeben, die waren noch schlechter als Ghost Ship . Zugegeben, diese These klingt nicht ganz ungewagt angesichts dieses – nunja, nennen wir das Ergebnis maritim und rundheraus – Wracks von Film. Aber: Mit hochinvestigativem Journalismus, einem gerüttelt Maß an Kritikererfahrung und sehr viel Zeit könnten wir sie ganz, ganz sicher beweisen. Schließlich lässt sich immer irgendwo ein noch schlechterer Film auftreiben… „Ghost Ship“ also versammelt einen Bergungstrupp von Seeleuten, der auf Teufel komm raus in Versuchung geführt werden soll. Dieser Trupp von ziemlich multikultimäßigem Zuschnitt ist „das beste Team der verdammten ganzen Branche“ und schon deshalb besonders eitel und verführbar. Der ansonsten oft großartige Gabriel Byrne, Julianna Marguiles und Co. werden, Gottseibeiuns!, für viel Geld in die Wüste des weiten Meeres gelockt, um dort einen 1962 verschwundenen (aber urplötzlich wieder aufgetauchten) Luxusdampfer zu bergen. Air-Force-Pilot Jack Ferriman ( Desmond Harrington , Foto) hat das Wrack entdeckt, auf dem – neben verborgenen und verbotenen Schätzen – die Seelen noch ganz anderer Sünder auf die tapferen Rechercheure warten. In, übrigens sehr überzeugend gespielten, Nebenrollen sind zu sehen: Ratten, Maden und Gespenster. Als ganz besondrer Saft auch dabei: Blut. Alles ist sehr, sehr dunkel, unglaublich knarzig und wahnsinnig rostig. Ein paar Mal auch versucht der Film, im Zuschauer das Herz des Pyromanen zu entflammen. Und wenn nicht alles täuscht, haben Regisseur Steve Beck und Drehbuchautor Mark Hanlon in „Ghost Ship“ sogar eine Moral versteckt: Merke, Mensch, dein Geist ist schwach! Alles in allem also ein verdammt schauriger Film, dessen Handlung ähnlich durchsichtig ist wie die Geisterwesen, die sich in ihm tummeln. Immerhin, dies sei für Freunde – und Flüchtige – des Gruselgenres gesagt: Die erste Viertelstunde ist so furchteinflößend, dass man vor Angst gleich wieder aus dem Kino stürzen möchte. Der Rest der havarierten Geschichte dagegen gibt sich so aberwitzig schlagseitig, dass man stattdessen lieber türenknallend die Flucht ergreifen mag. Deshalb vielleicht: Gar nicht erst reingehen? (In 16 Berliner Kinos, Originalfassung im Cinestar Sony Center, Foto: Warner).

Julian Hanich

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