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Kultur: Wenn du kommst, lauf ich weg

Polnische Verhältnisse: „Dotknij mnie“ im Forum

Alle hängen hier herum: die jungen Schauspieler, die ihre Gasrechnung nicht bezahlen können, ihre depressive Nachbarin Ewa und auch Ania, deren schlecht behütete Tochter. Ein junger Polizist will den ritterlichen Beschützer in diesem dumpfen Nest spielen, aber die zwanzig Jahre ältere Ewa zieht den kurzen Geschlechtsverkehr im Polski Fiat mit einem Zufallsliebhaber vor. Das hoffnungslos abgewirtschaftete Mietshaus hält sie alle gefangen.

„Dotknij mnie“ von Anna Jadowska und Ewa Stankiewicz handelt von Menschen, die niemand mehr braucht. Alles ist Ersatz in ihrem Leben, auch die Liebe. Und wenn sich mal eine Beziehung anbahnt, dann läuft jeder schnell wieder weg. Das wirkt, trotz einiger komischer Momente, wenig erheiternd. Doch der nervöse Dogma-Stil des polnischen Films bindet die auseinander strebende Handlung überzeugend zusammen und sorgt für eine dichte Atmosphäre.

Der erotisch knisternde Naturalismus soll Mitleid, Distanz und Erschrecken auslösen. „Sie rühren den Betrachter in ihrer Einsamkeit und Ausgeschlossenheit“, hoffen die beiden Autorinnen von ihren Filmpersonen.

Alle Schauplätze sind echt, auch das Arbeitsamt und das Bordell. Gagen konnten allerdings keine gezahlt werden – der Enthusiasmus aller Mitwirkenden ersetzte das fehlende Geld. Manche Szenen wirken wie Probeaufnahmen. Allerdings: Im Vergleich zur perfekten Glätte anderer Berlinale-Beiträge hat dies einen beträchtlichen Reiz.

Heute 10 Uhr (Arsenal) und 17 Uhr (Babylon), morgen 19.30 Uhr (Cinestar 8)

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