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Kultur: Wenn Götter kicken

Ein Fußballerleben: „Garuma“ in der Arena Treptow

Von Sandra Luzina

Er hatte ein O- und ein X-Bein. Doch der Straßenjunge aus den Favelas von Rio erdribbelte sich unsterblichen Kickerruhm. Ad de Bont erzählt in „Garuma – Leben im Sturm“ die bewegende Geschichte der brasilianischen Fußballerlegende Garrincha. Der hat nicht nur neue fußballerische Tricks erfunden, er hat auch Platz gefunden in der Galerie der Fußballgötter von Pele bis Ronaldinho.

Adriana Altaras, die das Kickerdrama im Auftrag des Theaters Strahl für ein junges Publikum inszeniert, hat eine deutsch-brasilianische Mannschaft aufgestellt, der auch attraktive Samba-Tänzerinnen und ein geschmeidiger Capoeira- Kämpfer angehören. Dass die Regisseurin bislang wenig Ballkontakt hatte, ist allerdings nicht zu übersehen. Bei der Premiere in der Arena wird versucht, Stadion-Atmosphäre heraufzubeschwören mit Kunstrasen und Metall-Tribüne. Marcelinho hat in der ersten Reihe Platz genommen, er ist gekommen, um seinem Idol zu huldigen. Auf der Reservebank hocken sieben Nachwuchsspieler von Herthas B1-Mannschaft, zur Auflockerung dürfen sie zwischendurch ihre Warm-Ups absolvieren. Ein Einheizer und Dampfplauderer eröffnet das Spiel im Stil einer Fußball-Reportage. Dabei taugt die Fußball-Metapher immer wieder für schöne Kopfbälle. Wenn Garuma – so nennt der Held sich nach einem wilden Urwaldvogel – die Samba-Königin heiratet, dann in der Absicht, mit ihr eine „kompakte Zweierkette“ zu bilden. Doch Ad de Bont bleibt nicht recht am Ball. Er stürzt sich auf die Themen Kinderprostitution und Armut. Geißelt den Machismo und Rassismus der Fußballwelt.

Adriana Altaras erweist sich zudem als eher schlampige Trainerin. Bei den deutsch gesungenen Rocksongs bekommt man leicht das Grausen, und es schmerzt, wie Garumas seinen Körper verkauft, seine Seele: „Die Sehne zerrt, der Muskel krampft“. Der Mann mit den goldenen Füßen stirbt verarmt und vereinsamt mit 49 Jahren. Seine Geschichte hat hier etwas penetrant Lehrstückhaftes. Schade auch, dass sich Altaras aktuelle Kommentare und Spitzen weitgehend verkneift. Die sympathischen Darsteller schaffen es dank ihrer raubolzigen Spielfreude dennoch, gute Laune zu verbreiten. Auch wenn insgesamt der gewisse Kick fehlt.

Wieder vom 15. bis 18.3.

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