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Kultur: Wenn Klavier und Cello sich vermählen Sol Gabetta konzertiert mit Bertrand Chamayou

Eine Affäre zwischen Partnern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Klavier und Cello – schon aufgrund der Technik der Klangerzeugung. Hier der kristalline, prägnante Anschlag des Klaviers, dort der weiche, empfindsam-tiefe Strich des Cellos: Apollo und Dionysos.

Eine Affäre zwischen Partnern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Klavier und Cello – schon aufgrund der Technik der Klangerzeugung. Hier der kristalline, prägnante Anschlag des Klaviers, dort der weiche, empfindsam-tiefe Strich des Cellos: Apollo und Dionysos. In Beethovens sieben Variationen über Mozarts „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus der „Zauberflöte“ versucht Sol Gabetta im Kammermusiksaal neben der Klarheit des Klavierspiels von Bertrand Chamayou zu bestehen – und verliert sich im begleitenden Grummeln. Das Cello als Sättigungsbeilage.

Das ändert sich in Beethovens Sonate A-Dur op. 69. Spätestens im Adagio, dem dritten Satz, findet Gabetta zwischen den Synkopen des Klaviers zu einem warmherzigen Empfindungston. Nach der Pause sind wir in Russland, was sofort an dem Lamentoso-Beginn von Rachmaninows g-Moll-Sonate für Cello und Klavier zu hören ist. Zärtlich wendet sich Gabetta immer wieder hörend ihrem Partner zu, gertenschlank im grünen Kleid mit glänzendem blonden Haar ist sie eine Erscheinung. Wie ihre Finger übers Griffbrett fliegen und die Intonation dabei völlig souverän bleibt, ist das eigentlich Staunenswerte. Ebenso die Ausdruckspalette: nagend und bohrend, verträumt, verzweifelt, jovial. So wie sich im Allegro-Finale von Rachmaninows Sonate eine russische Volksweise und ein lyrisches Motiv vermählen, schaffen auch Gabetta und Chamayou aus den Gegensätzen ihrer Instrumente gemeinsam etwas Umfassenderes – und zutiefst Menschliches. Udo Badelt

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