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Kultur: Wenn Stahlstäbe zeichnen

Martin Matschinsky zum 80. Geburtstag

Was kann Künstlern Schöneres passieren, als dass ein Werk zum Wahrzeichen wird? Dem Bildhauerpaar Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff ist dieses Glück mehrfach widerfahren: etwa mit der zum 750. Stadtjubiläum 1987 aufgestellten Monumentalskulptur „Berlin“. Zwischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und KaDeWe, auf dem vom Künstlerpaar selbst gewählten Mittelstreifen am Tauentzien, glänzt der aus Chromnickelstahl zusammengeschweißte Riese. Beinahe nur verknoten sich seine schweren silbrigen Tentakeln zu einem Tor, Durchgangsrichtung Ost-West. Wer mag, darf darin zwei Stadthälften sehen, die schon damals zusammenkommen wollten, ohne es zu können.

Die bei Borsig in Tegel realisierte Skulptur ist ein Gemeinschaftswerk, wie fast alles, was die Matschinky-Denninghoffs in den letzten 51 Jahren geschaffen haben. Lediglich in Arbeiten auf Papier – und bei Martin Matschinsky seit zehn Jahren auch auf wunderbar sparsam bemalten Leinwänden – treten beide als Individualisten auf. Um Martin Matschinsky, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, zu gratulieren, muss vom Künstlerpaar Matschinsky-Denninghoff erzählt werden.

1955, als der im badischen Grötzingen geborene Martin Matschinsky und die Berlinerin Brigitte Meier-Denninghoff in München ihre Gemeinschaft begründen, scheint die Rollenverteilung klar. Sie ist die junge Bildhauerin, die bei Henry Moore und Antoine Pevsner assistiert hatte; er Fotograf und Schauspieler, der gerade mal einen Schweißerkurs vorweisen kann. Das Zusammensetzen von Messing- oder Chromnickelstahl-Stäben zu voluminösen Rohrkörpern wird Ende der Sechziger ihr Markenzeichen.

Nach zehn Jahren in Paris, nach internationalen Erfolgen wie auf der Biennale von Venedig 1962, ziehen die Matschinsky-Denninghoffs 1970 nach Berlin. Ihre Skulpturen bereichern die Stadt: am Adenauerplatz, in Dahlem, am Kulturforum, vor der Berlinischen Galerie. 1993 erwerben die Künstler einen Vierseithof in Schönfeld bei Havelberg. Dort ist nicht nur ein gastfreundliches Atelierhaus, sondern auch ein großer Skulpturengarten entstanden. Dort planen Matschinsky- Denninghoff mit der Berlinischen Galerie ein internationales Künstlerzentrum. Nachlass und Vermögen des Paares sollen dereinst in eine Stiftung fließen, um Stipendien zu finanzieren.

Zwischen Obstbäumen und alten Backsteinmauern hat auch das Spätwerk des Paares seinen idealen Platz gefunden. In Skulpturen wie „Ocean“ oder „Großer Tempel“ löst sich die Ordnung der Volumen auf: in ein Wogen und Schwingen freier Stahlstäbe. Der alte Bildhauertraum vom Zeichnen im Raum hat sich materialisiert.

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