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Kultur: Wer kann Berlin regieren?: Reservekanzler: Schäuble kann regieren und sparen

Aus Sicht der CDU müsste Wolfgang Schäuble die Idealbesetzung sein. Selbst wenn man es für schwierig hält, die Hauptstadt zu regieren - einer, der sich das Amt des Bundeskanzlers zugetraut hat, muss vor Berlin nicht zurückschrecken.

Von Robert Birnbaum

Aus Sicht der CDU müsste Wolfgang Schäuble die Idealbesetzung sein. Selbst wenn man es für schwierig hält, die Hauptstadt zu regieren - einer, der sich das Amt des Bundeskanzlers zugetraut hat, muss vor Berlin nicht zurückschrecken. Wie man eine Fraktion und eine Partei im Zaum hält, mal mit Zuckerbroten, mal mit der Peitsche - der 58-Jährige hat es vorgemacht. Verwaltungserfahrung hat er, Berlin mag er.

Nicht zu reden davon, dass Schäuble reden kann wie nur wenige und meist auch noch etwas zu sagen hat. Dass das inhaltlich nicht jedem passt, ist eine Sache. Aber auch wer dem Freiburger die Gefolgschaft in seine protestantisch-konservativ geprägte Ideenwelt versagt, zollt ihm doch fast immer Respekt. In der Wirtschaft ist er hoch angesehen. Übrigens wäre Schäuble auch aus anderem Grund keine schlechte Wahl: Mit Sparprogrammen und schmerzlichen Reformen kennt er sich aus. Unklar ist freilich, wie ein solcher Riese sich unter der Berliner CDU ausmachen würde. Am Anfang würde das Flair des Neuen Konflikte überdecken; auf Dauer müsste Schäuble noch einmal die Mühen der Basisarbeit auf sich nehmen und Verbündete und Helfer suchen.

Zwei Punkte stehen der Kandidatur entgegen. Das eine ist der - auch vor Gericht anhängige - Streit um die berüchtigte Schreiber-Million. Es gehört wenig Phantasie dazu sich vorzustellen, wie der Waffenschieber Schreiber mit düsteren Andeutungen Schäubles Wahlkampf erschweren könnte. Der zweite Punkt ist Psychologie: Schäuble wird wohl nur dann noch einmal für ein Spitzenamt antreten, wenn er sich gute Chancen ausrechnet. Daran fehlt es. Noch. Aber das kann sich ändern. Zumal mit einer CDU unter Schäubles Führung manches vorstellbar wäre, was mit Diepgen undenkbar erscheint: Von einer neuen Großen Koalition bis zum schwarz-grünen Experiment. Auch unter diesem Aspekt hätte das Manöver Schäuble für die Christdemokraten bundesweiten Charme.

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