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Kultur: Wer kann Berlin regieren?: Stadthalter: Wowereit ist angriffslustig

In den letzten Monaten, als sich die Spenden- und Bankenaffäre zur Koalitionskrise zuspitzte, hat Klaus Wowereit den unbedingten Willen zur Macht gezeigt. Charmant im Umgang, verbindlich im Ton, aber zäh in Verhandlungen und hart in der Sache hat der SPD-Spitzenkandidat bewiesen, dass er die eigene Partei hinter sich bringen und die Gegner ins Feld schlagen kann.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

In den letzten Monaten, als sich die Spenden- und Bankenaffäre zur Koalitionskrise zuspitzte, hat Klaus Wowereit den unbedingten Willen zur Macht gezeigt. Charmant im Umgang, verbindlich im Ton, aber zäh in Verhandlungen und hart in der Sache hat der SPD-Spitzenkandidat bewiesen, dass er die eigene Partei hinter sich bringen und die Gegner ins Feld schlagen kann. Selbst Eberhard Diepgen war beeindruckt, mit welcher Professionalität und Präzision der Regierungswechsel vorbereitet wurde.

Wowereit hat dabei großen Mut und hohe Risikobereitschaft bewiesen. Er hat auch das Zeug, den inneren Sturm und Drang in Sachkonzepte umzusetzen. Haushaltszahlen muss er nicht mitschreiben, die hat er im Kopf. Für die Bundesbürger ist er zwar noch ein Nobody, aber dieses Problem hatten auch andere junge Ministerpräsidenten, die neu anfingen. In gesellschaftlichen Kreisen kann er sich gut bewegen, trägt die richtigen Anzüge und Krawatten und erwirbt sich auch bei Wirtschaftsleuten, die ihn jetzt näher kennen lernen, Respekt. Weil Wowereit pragmatisch, zielstrebig, effektiv und reformwillig ist.

Das Charisma älterer Staatsmänner umweht den 47-Jährigen naturgemäß nicht. Aber bei den Jungen kommt er gut an, weil er frisch, witzig und angriffslustig ist und eine Sprache spricht, die jeder versteht. Berlin kennt der gebürtige Berliner wie seine Westentasche. Mit der SPD-Filz-Generation ist er nicht mehr verwoben. Auch deshalb war er die erste Wahl von Gerhard Schröder, dessen Unterstützung er genießt. Er steht für eine neue Generation der Berliner Sozialdemokratie. Lange war er ein unauffälliger Bezirksstadtrat und hat die parteiliche Ochsentour hinter sich. Er blühte erst auf nach der Wende, mit den neuen Chancen der Stadt. Wowereit ist ein Großstädter aus Überzeugung, er fühlt sich im neuen Berliner Milieu wohl. Er ist linksliberal, kein "echter" Linker und kann Menschen zusammenführen.

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