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Kultur: Wer sich das nicht anschaut, ist selber schuld

Carla gefällt sich als männermordende Bestie und hasst ihre Mutter. Sally trauert ihrem Mann Peter nach, und die Ehe von Dave und Julie ist auch ziemlich am Ende.

Von Susanna Nieder

Carla gefällt sich als männermordende Bestie und hasst ihre Mutter. Sally trauert ihrem Mann Peter nach, und die Ehe von Dave und Julie ist auch ziemlich am Ende. Aber was soll dann aus ihren Kindern Jack und Tania werden? Unterdessen verliebt sich Pippa zum erstenmal - in eine Frau. Alltagsgeschichten, aus denen Seifenopern oder im günstigen Fall Kinofilme wie Robert Altmans "Short Cuts" entstehen. Normalerweise braucht man zu sowas jede Menge Schauspieler und Requisiten. Alison Goldie und Kath Burlinson nicht. Außer zwei Stühlen und einer Kerze benutzen sie nur Beleuchtung, Musik und ihre schauspielerischen Fähigkeiten, um (wenn wir richtig gezählt haben) 15 Rollen zu verkörpern: Ein Gesichtsausdruck, eine Körperhaltung, und man weiß, wer gemeint ist. Das Timing ist so perfekt, das Spiel so präszise, dass Kath Burlinson einen ganzen Liebesakt (inklusive unterschiedlicher Wahrnehmung der Partner) allein spielen kann. Bis zu vier Personen sind an einer Szene beteiligt, ohne dass Unklarheiten entstünden. Den beiden Engländerinnen, die ihre mehrfach ausgezeichnete Produktion Loveplay (bis 13. Februar bei Friends Of Italian Opera) als Theatertruppe The Weird Sisters geschrieben und inszeniert haben, reichen 75 Minuten, um für jede einzelne Figur eine eigene Geschichte zu entwickeln. Und das Wunderbare ist: Es bleibt nicht bei der zum Schreien komischen Comedy. Irgendwann zeigt sich die Verlorenheit, die Angst hinter den überzeichneten Manierismen. Aber am Ende segelt Sally hoch über den Wolken und ist endlich frei. Wer sich das nicht anschaut, ist selber schuld.

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