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WERKSCHAU DER FOTOKÜNSTLERIN Cindy Sherman: Rollen des Unheimlichen

Ihre Bilder machen Angst und bannen doch den Horror. Cindy Sherman gilt als die Grande Dame der Selbstinszenierungen, deren Werk auf jeden Außenstehenden verängstigend wirken muss.

Ihre Bilder machen Angst und bannen doch den Horror. Cindy Sherman gilt als die Grande Dame der Selbstinszenierungen, deren Werk auf jeden Außenstehenden verängstigend wirken muss. Gerade darin besteht auch ihre magische Anziehungskraft: Die Selbstporträts der amerikanischen Fotografin changieren stets zwischen angenommener Rolle und Hinterfragung der eigenen Person. Da kann die Künstlerin im Interview mit dem Tagesspiegel noch so sehr beteuern, dass all dies mit ihr selbst kaum zu tun hätte – der Betrachter versucht trotzdem stets den Abstand zwischen authentischer Erfahrung und reiner Projektion abzumessen.

Ihre Ausstellung im Martin- Gropius-Bau wird nun den ganzen Kosmos ihrer verschiedenen Selbstinszenierungen ausbreiten. Berühmtheit erlangte die Künstlerin bereits mit ihrer ersten Serie, den „Untitled Film Stills“ aus der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, in denen sie das All-American-Girl gibt – mal als verhuschtes Heimchen, mal als verheulten Vamp. Das Spiel mit den Requisiten begann sich zu verselbständigen, als Sherman nicht nur Plastikpuppen und Prothesen drastisch inszenierte, sondern auch in Schimmel-Bildern den Ekel kultivierte. Das Kunstpublikum ist all diese Metamorphosen willig mitgegangen und quittierte doch mit Erleichterung den Abstecher ins historische Fach: Ende der Neunziger posierte Sherman plötzlich in den Rollen berühmter Bildmotive, gab die Figuren eines Botticelli, Caravaggio oder Gainsborough. In den letzten Jahren schlüpfte sie wiederum ins Kostüm des Clowns, in dem sich deutlicher das Unheimliche verbirgt. Nicola Kuhn

Martin-Gropius-Bau, Fr 15.6. bis Mo 17.9., tgl. 10-20 Uhr, 7 €, erm. 5 €

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