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Wettbewerb: Gutes tun

Außer Konkurrenz: „Please Give“ zeigt ein New York bevölkert von Stadtneurotikern. Doch für eine Komödie ist der Film zu gut gemeint.

Am Anfang sieht man weibliche Brüste in Großaufnahme. Sie werden in einen Tomografen gezwängt und auf Krebs untersucht. „Ich seh’ sie nicht als Brüste, sondern als Schläuche potenzieller Gefahr“, sagt Rebecca, die Krankenschwester aus der Radiologie, später zum Enkel einer ihrer Patientinnen, den sie küsst, obwohl er einen Kopf kleiner ist.

New York ist bevölkert von Stadtneurotikern und Liebesnomaden, das wissen wir aus den Komödien von Woody Allen und aus „Sex and the City“. Doch eigentlich sind die New Yorker – genauer gesagt: die weißen Mittelschichts-New-Yorker, denn nur um die geht es – gar nicht so extrem, das zeigt Nicole Holofcener nun mit ihrem Film „Please Give“, der außer Konkurrenz im Berlinale-Wettbewerb läuft. Ihre Macken sind auch nicht größer als die der Bewohner von, sagen wir, Solingen oder Seattle und sie mühen sich, freundlich miteinander umzugehen und stecken dem Bettler vor ihrer Haustür – daher der Filmtitel – auch schon mal einen Zwanzigdollarschein zu.

Sie versuchen es jedenfalls. Den Geldschein, den die von Catherine Keener gespielte Kate einem Obdachlosen geben will, wird ihr in letzter Sekunde von ihrer pubertierenden Tochter weggeschnappt, die trotzt, weil ihr eine 220-Dollar-Jeans vorenthalten wurde. Kate fühlt sich latent schuldig, weil sie für ihren Antiquitätenladen an der 10th Avenue Möbel aus dem Nachlass gerade verstorbener Senioren zusammenkauft.

Eine Zeit lang schaut man diesen Episoden aus dem Leben von einem knappen Dutzend New Yorker gerne zu. Die Dialoge sind ziemlich schlagfertig, es gibt Witze über Sonnenbänke und die Länge männlicher Schamhaare. Aber für eine Komödie ist „Please Give“ viel zu gut gemeint. Böse wird der Humor nie, Konflikte werden schnell gelöst, und die letzten Worte lauten doch tatsächlich „Bitte“ und „Danke“. Christian Schröder

Heute 12 Uhr (Friedrichstadtpalast) u. 23 Uhr (International), 20.2., 20 Uhr (International)

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