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Ein alter Mann und seine manische Filmerei: Takeshi Kitano und Shiori Kutsuna in "While the Women Are Sleeping".

© Berlinale

"While the Women Are Sleeping" auf der Berlinale: Eines Tages werde ich sie töten

Ein alter Mann erzählt von seinem eigentümlichen Hobby: „While the Women Are Sleeping“ von Wayne Wang verliert sich zwischen Albtraum und Wirklichkeit.

Die kurze Erzählung „Während die Frauen schlafen“ des spanischen Schriftstellers Javier Marias, veröffentlicht 1990, besteht aus nicht viel mehr als einer einzigen Szenerie. Ein dicker älterer Mann, der einem jungen Ehepaar in einem Ferienort auf Menorca allein dadurch auffällt, dass er am Strand ständig seine junge Begleiterin filmt, erklärt dem Beobachter, der im selben Hotel wohnt, eines Nachts am Pool – während die Frauen schlafen – die Beweggründe für sein eigentümliches Hobby.

Er filmt die schöne junge Frau, die er seit ihren Kindertagen kennt und mit der er seit ein paar Jahren zusammenlebt, „weil sie sterben wird“. Und auf die verwunderte Nachfrage des Ich-Erzählers fügt er an: „Eines Tages werde ich sie umbringen müssen, wenn ich meine Anbetung nicht länger ertragen kann.“

Der in Hongkong geborene US-Regisseur Wayne Wang, von dem man seit seinem tollen Doppel „Smoke“ und „Blue in the Face“ (Berlinale 1995) nicht viel Substanzielles gesehen hat, bringt die schmale Vorlage auf Spielfilmlänge – und das tut der Sache trotz eines reizvollen Ausgangssettings nicht eben gut.

Das Rütteln fortwährend gekippter Persepktiven

Takeshi Kitano, der japanische Regisseur und Schauspieler, gibt den sonderlichen Alten, der einem vergleichsweise jungen, mit einer Lektorin (Sayuri Oyamada) bereits etwas ermüdet verheirateten Schriftsteller (Hidetoshi Nishijima) seine Passion schildert. Aus den Monologen des merkwürdigen Sugardaddy und der sexuellen Anziehung durch seine sehr junge Partnerin (Shiori Kutsuna) bezieht der Autor frische Inspiration fürs Schreiben einer von Geilheit und Gewaltfantasien befeuerten Geschichte, bei der Voyeurismus und eigenes Handeln, Albträume und Wirklichkeit wachsend unmunter durcheinandergehen. Dazu passend verliebt sich die Kamera zusehends ins Rütteln und Ruckeln und – Achtung: verdoppelte Fiktion – in fortwährend gekippte Perspektiven.

In der Erzählung von Javier Marias begründet der Alte gegenüber dem protokollierenden Erzähler seine manische Filmerei damit, dass die dokumentarische Verewigung einer Person, „wie sie wirklich war“, der Lüge der Erinnerung grundsätzlich überlegen sei. Wayne Wang gibt der traurigen These unfreiwillig recht, indem er sich in Fantasien verliert, statt der Fantasie auf den Grund zu gehen.

15.2., 9.45 Uhr (CinemaxX 7); 16.2., 17 Uhr (Cubix 9); 21.2., 19 Uhr (Zoo Palast 1)

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