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Der Schriftsteller Rainald Goetz wurde in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet.

© dpa

Wichtigste deutsche Literaturauszeichnung: Rainald Goetz mit Georg-Büchner-Preis geehrt

Der Berliner Rainald Goetz gilt als "Enfant terrible" der deutschen Literaturszene. Nun hat er den Georg-Büchner-Preis bekommen - es ist die Krönung einer ungewöhnlichen Karriere.

Der Schriftsteller Rainald Goetz hat den renommierten Georg-Büchner-Preis erhalten. Dem 61 Jahre alten Autor wurde die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung am Samstagabend im Darmstädter Staatstheater verliehen. „Das Leben zerstört die innere Stimme. Nie war ich beim Schreiben so unsicher wie heute, das Ich ist ausgewandert“, sagte der Autor von Werken wie „Johann Holtrop“ und „Irre“ vor ausverkauftem Haus. Die Ehrung gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland. 

Goetz habe sich „mit einzigartiger Intensität zum Chronisten der Gegenwart und ihrer Kultur gemacht“, hieß es in der Begründung der Jury. Dabei habe er immer wieder neue Formen und Medien erprobt. „Getragen von einer weiten Bildung, von einem empfindlichen historischen Bewusstsein und in einer Sprache von beobachtender Kühle, satirischer Deutlichkeit und leidenschaftlicher Expressivität.“ 

„Es hilft sehr, dass der Büchner-Preis im Namen eines Außenseiters vergeben wird“, befand der in Berlin lebende und mehrfach ausgezeichnete Autor in seiner Ansprache. Vor 32 Jahren hatte er seinen Debütroman „Irre“ veröffentlicht, in dem er über seine Zeit als Nervenarzt berichtete. 

Rainald Goetz: "Literatur stellt sich der Welt, aber langsam"

Seiner Meinung nach könnten Schriftsteller gar nicht politisch sein - dafür seien sie mit ihrer Arbeit nicht schnell genug. „Literatur stellt sich der Welt, aber langsam. Unendlich langsam.“ Politik sei die Sache des Journalismus. Allerdings könnten sich Schriftsteller auch den Methoden des Journalismus bedienen, etwa bei der Recherche.  

„Es gibt vermutlich nur wenige deutsche Autoren der Gegenwart, die öfter noch einmal angefangen haben, als Rainald Goetz“, sagte der Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, Jürgen Kaube, in seiner Laudatio. „Der Psychiater wurde zum Punkliteraten.“ Dieses „ständige Neuanfangen“ habe auch Auswirkungen auf seine Leser, die sich stets fragten, was er wohl als nächstes mache. 

Im Rahmen der Verleihung wurden zwei weitere Preise vergeben. Der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg wurde mit dem Sigmund-Freud-Preis ausgezeichnet, die Journalistin Gabriele Goettle erhielt den Johann-Heinrich-Merck-Preis. Beide Auszeichnungen sind jeweils mit 20 000 Euro dotiert.

Die 69-jährige Goettle ließ sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen und mitteilen, sie könne kein Geld von einem Pharmaunternehmen annehmen. Das Geld werde sie daher an eine pharmakritische Initiative weiterleiten. Der Journalisten-Preis wird wie der Büchner-Preis von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen jedoch ausschließlich von dem in Darmstadt ansässigen Unternehmen Merck finanziert.

Mit dem Georg-Büchner-Preis war im vergangenen Jahr der Schriftsteller Jürgen Becker geehrt worden. Zu den früheren Preisträgern zählen Erich Kästner (1957), Heinrich Böll (1967) und Friedrich Dürrenmatt (1986). (dpa)

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