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Kultur: Wie die Jungen singen

Wie gemein Musikwettbewerbe sind, weiß jeder spätestens seit dem Grand Prix.Denn anders als im Sport, wo einfach derjenige gewinnt, der am weitesten wirft oder als erster ins Ziel kommt, sind Urteile über Kunst immer subjektiv.

Wie gemein Musikwettbewerbe sind, weiß jeder spätestens seit dem Grand Prix.Denn anders als im Sport, wo einfach derjenige gewinnt, der am weitesten wirft oder als erster ins Ziel kommt, sind Urteile über Kunst immer subjektiv.Warum etwa sind die Juroren des "I Cestelli"-Gesangswettbewerbs in der Deutschen Oper so schnöde über die wunderschöne Sopranstimme der jungen Polin Aleksandra Gruca-Bartczak hinweggegangen? Wer Bellinis Melos auf so unaffektiert musikalische Weise zum Strömen bringen kann, hätte wohl eine Auszeichnung verdient.Zumal, wenn als zweiter Preisträger ein koreanischer Baß (namens Soon-Won Kang) aufs Siegertreppchen gehievt wird, der eine witzige Rossini-Arie ohne jeden Anflug von Humor abliefert.Und ist die mit dem ersten Preis prämierte "Ernani"-Arie des Briten Ashley Holland wirklich besser gesungen als die ungewöhnlich erotische Mimi von Gabriela Palikruschewa (dritter Preis)? Herz und Sinne des Kritikers sagen nein und verleihen der Latino-Bulgarin einen privaten ersten Preis.Spät noch diskutiert das Publikum über die Vorzüge seiner persönlichen Favoriten - einig ist man sich nur über das durchgängig hohe Niveau, das bei diesem noch Wettbewerb schon bei der Berliner Vorausscheidung herrscht.Ebenso einig wie über die unerträglich schlampige Dienstauffassung des Orchesters der Deutschen Oper unter Stefan Soltesz, das mit seinen Fehlintonationen und verschlafenen Einsätzen alles tut, um die jungen Sänger auf bittersten Bühnenalltag vorzubereiten.

JÖRG KÖNIGSDORF

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