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Kultur: Wie ein Gebet

Jörg Widmann und Peter Ruzicka beim DSO.

Zwei Komponisten unserer Tage treffen aufeinander, um das letzte Instrumentalkonzert von Mozart aufzuführen. Was sich dabei in der Philharmonie ereignet, ist musikalisches Glück. Beide Musiker sind dem Deutschen Symphonie-Orchester verbunden, Peter Ruzicka als ehemaliger Intendant, der es nun dirigiert, und Solist Jörg Widmann als ehemaliger Composer in Residence. Auch ist aus ihren Werken und ihrem Musizieren zu hören, dass beide sich auf die Klangwelt ihres Lehrers Hans Werner Henze besinnen.

Jüngst erfolggekrönt mit einem riesigen Projekt, der Münchner Uraufführung seiner Sloterdijk-Oper „Babylon“, findet Widmann sich hier auf den Klarinettenpart Mozarts konzentriert. Er spielt ihn mit einer feinen, quasi improvisatorischen Flexibilität des Ausdrucks, der Komponist als Interpret. Das Adagio wird zum Gebet, mit gleichem Atem folgt das Orchester, dienend und anregend.

In seinen „Clouds“, einer Neufassung mit Streichquartett, begibt sich Ruzicka vor einer meterhohen Partitur mit den Musikern auf die Suche nach einem imaginären Klang, erspürt mit Überdeckungen, Ansätzen, tonalen Inseln.

Das Wagnerjubiläum ist in diesem Mai unumgänglich. Mit der C-Dur-Symphonie des 19-Jährigen gesellt sich das DSO zur Leipziger Oper, die vor dem „Ring“ als Rarität „Die Feen“ herausbrachte. Als „ebenso jugendliches wie unjugendliches Werk“ (Paul Bekker) verrät die Instrumentalmusik mit viel Nachahmung und großer Gebärde, dass schon der Anfänger kein Aphoristiker ist. Sybill Mahlke

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