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Neil MacGregor

© dpa

Wie geht's weiter beim Humboldtforum?: Eile oder Weile

Neil MacGregor kommt vielleicht vom British Museum ans Humboldtforum nach Berlin. Aber was hat ein Intendant dort eigentlich genau zu tun?

„Neil MacGregor? Ein hervorragender Kollege. Unbedingt einer, der für den Posten infrage kommt“, sagt Hermann Parzinger. Natürlich betont der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beim Informationsgespräch zum Stand der Dinge beim Humboldtforum, er sei nicht der richtige Adressat für die Intendantenfrage. Zuständig ist die Kulturstaatsministerin. Sie bestellt den Intendanten fürs Humboldtforum im Berliner Schloss; eine Million Euro sind „zur Vorbereitung“ in ihrem Etat 2015 vorgesehen. Seit die „Sunday Times“ berichtete, der Chef des British Museum sei als Intendant im Gespräch, seit bekannt ist, dass nicht nur Monika Grütters sich mit MacGregor getroffen hat, sondern auch Kanzlerin Merkel, schießen die Gerüchte ins Kraut.

Was hat ein Humboldtforum-Intendant eigentlich zu tun, wo doch die Staatlichen Museen mit ihren außereuropäischen Sammlungen bereits einen Großteil der 29 000 Quadratmeter Nutzfläche füllen? Er soll Wechselausstellungen und die Programmgestaltung für die Veranstaltungsorte im Erdgeschoss konzipieren, einschließlich des Schlüterhofs eine Fläche von gut 9000 Quadratmetern. Auch ist er zuständig für die Verzahnung der Aktivitäten seitens der drei Schloss-Nutzer – Museen, Humboldt-Uni (1000 Quadratmeter), Berliner Landesbibliothek (4000 Quadratmeter) – im ersten Stock. Auf den Austellungsebenen im zweiten (Afrika, Südsee, Amerika) und dritten Stock (Asien) gibt es ebenfalls variable Flächen.

In London hat MacGregor viel mehr Geld zur Verfügung

Während Parzinger beteuert, dass MacGregor „eine tolle Wahl“ wäre, wird im Hause der Kulturstaatsministerin Geduld angemahnt. Ja, Grütters führt Gespräche, national wie international. Aber ebenso müssen Strukturen und Finanzen geklärt werden. Vielleicht hakt es da ja, auch für MacGregor, der seinen attraktiven Londoner Job gewiss nicht für einen karg ausgestatteten Posten mit wenig Gestaltungsmöglichkeiten aufgibt. Wem ist der Intendant unterstellt? Begegnet er der mächtigen Preußen-Stiftung auf Augenhöhe? Wer hat wem was zu weisen? Wie hoch ist das Budget? Parzinger schätzt den Jahresetat fürs Temporäre auf 30 bis 50 Millionen Euro. Eine Zahl, die andere ins Reich der Fantasie verweisen.

Die Intendantenfrage drängt. Weil 2015 Richtfest gefeiert wird. Weil das gesamte Humboldtforum eine Agora sein will, Kunst multiperspektivisch, gegenwartsbezogen und publikumsorientiert vermittelt werden soll. Weil Ausstellungen fürs Eröffnungsjahr 2019 bald konzipiert werden müssen: Museen haben einen langen Vorlauf. Auch brauchen die Museumsleute einen Ansprechpartner für koordinierte Aktivitäten. Je schneller, desto lieber, sagen Viola König (Ethnologisches Museum) und Klaas Ruitenbeek (Asiatische Kunst). Das Multimediale, historische Kunstexpeditionen als Tablet-Computerspiel, die Zusammenarbeit mit Experten und indigenen Gruppen aus den Herkunftsländern, all diese inhaltliche Arbeit muss bereits jetzt geleistet werden. Finanziert ist sie nicht.

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