zum Hauptinhalt

Kultur: Wilhelm Busch

Fortsetzung von Seite 25 Gudrun Schury ist die vielleicht anregendste Erzählerin von Buschs Leben, auch wenn ihre Urteile dem moralisierenden, also eher Busch-fernen Durchschnittsbewusstsein der Gegenwart entsprechen. Das Gegenteil geschieht bei Eva Weissweiler: atemberaubend, wie bei ihr zeitgeschichtliche Hintergründe in Werkdeutung aufgehen.

Fortsetzung von Seite 25

Gudrun Schury ist die vielleicht anregendste Erzählerin von Buschs Leben, auch wenn ihre Urteile dem moralisierenden, also eher Busch-fernen Durchschnittsbewusstsein der Gegenwart entsprechen. Das Gegenteil geschieht bei Eva Weissweiler: atemberaubend, wie bei ihr zeitgeschichtliche Hintergründe in Werkdeutung aufgehen. Etwa „Max und Moritz“ und die Verelendung von Buschs Heimatdorf: Schon damals reagierte man auf soziale Desintegration mit Verschärfung des Jugendstrafrechts. Diebe über zwölf wurden gehenkt. Nicht mehr nur Banden elternloser jüdischer Kinder fielen in die Dörfer ein, sondern auch christliche. „Max und Moritz“, eine Hommage an die Stärke der Schwächsten.Natürlich siegen sie nie, die guten Kräfte der Anarchie. Also Schrotung. Für alle, denen der krude Antisemitismus Buschs außer Frage steht, ist Weissweiler Pflichtlektüre. Am besten, man liest alle drei Biografien.

Im April 1859, mehr als fünf Jahre nach dem Abschied von zu Hause, erschien in München Buschs erste größere Bildergeschichte. „Der kleine Maler mit der großen Mappe“, eine Variation auf Buschs Grundthema, dass das Leben stärker ist als der Mensch. Wusste er, dass auch für den kleinen Maler Busch die Weichen gestellt waren? Der unerkannte Maler, der erfolgreiche Zeichner: So würde es bleiben. In all seiner Bekanntheit wird sich der Mann mit der zarten Schopenhauer-Seele verkannt fühlen. Aber eine gescheiterte Existenz war er nicht mehr. Noch im gleichen Jahr traute Busch sich erstmals wieder nach Hause.

Mit 40 Jahren kehrte er in den kleinen Ort seiner Kindheit zurück. Fremd im eigenen Dorf. Die Bewohner gingen ihm aus dem Weg. Sie hatten Angst, von ihm porträtiert zu werden. Geheiratet hat er nie, was ihm – auch wegen der „Frommen Helene“ – den Ruf eines Frauenfeinds einbrachte. Aber „Helene“, vom Dasein unterprivilegiert, war ein Teil seiner selbst. Und kann man seine Resignation diskreter formulieren? „Verheiratet ist er auch nicht. Er denkt gelegentlich eine Steuer zu beantragen auf alle Ehemänner, die nicht nachweisen können, dass sie sich lediglich im Hinblick auf das Wohl des Vaterlands vermählt haben. Wer eine hübsche und gescheite Frau hat, die ihre Dienstboten gut behandelt, zahlt das Doppelte. Den Ertrag kriegen die alten Junggesellen, damit sie doch auch eine Freude haben.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false