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Kultur: Willkommen an B(o)rd

Ein

von Kai Müller

Der italienische Stiefel steckt tief im Schlamassel. Er ist fast nur von Wasser umgeben. Mit einer Küstenlänge von 7500 Kilometern verfügt Italien über die längste Außengrenze der EU (ausgenommen Griechenland, das wegen seiner Inseln auf 15000 Kilometer kommt). Deshalb wird das Land zum Bollwerk des „SchengenRaums“. An den Küsten der Adria, Liguriens, des Ionischen und Tyrrhenischen Meers entscheidet sich das Schicksal jener Flüchtlinge, die ins europäische Kernland wollen. Zu uns. Das Meer kann einem Angst machen.

In Deutschland ist das Problem nur 2400 Kilometer lang. Doch das Innenministerium ist besorgt. Nach dem Schengener Abkommen gilt jede Küste als EU-Außengrenze, auch wenn die Hoheitsgewässer eines Landes direkt an die des Nachbarstaates stoßen. Zum Beispiel in der Flensburger Förde, die einerseits deutsch, andererseits dänisch ist. Nun patrouilliert in dem Ausflugsrevier eine Armada von Grenzschutzbooten. Während die Region früher davon lebte, Heizdecken auf Butterfahrten an der Steuer vorbeizuschleusen, sind es nun die Migranten, die hier ein Schlupfloch entdecken könnten.

Muss auch Deutschland den Ansturm der boat people erwarten? Der Bundesgrenzschutz bereitet sich offenbar darauf vor. Im Frühjahr kursierte an der Ostsee ein Schreiben des BGS, in dem Vereine, Häfen und Gemeinden aufgefordert wurden, Personen zu benennen, die Sportboote kontrollieren sollen. Die Behörde initiiert damit ein Blockwart-System, bei dem freiwillige Helfer nach Belieben fremde Schiffe betreten und kontrollieren dürfen. Notfalls mit körperlicher Gewalt. Falls an Bord kein Illegaler entdeckt wird, klärt ein Blick in Logbuch, Fäkalientank und Mülltagebuch, ob sich der Bootsführer an die deutschen Gesetze hält.

Nicht, dass der BGS in Arbeit ersticken würde. Man könne doch, rechtfertigt sich das Ministerium, den Sicherheitsstandard von Spanien und Italien nicht unterschreiten. Der Gebrauch von Schusswaffen ist nicht vorgesehen.

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