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Der Windsbacher Knabenchor

© Mila Pavan

Windsbacher Knabenchor: Frohe Hirten

Vollständig auswendig singt der Windsbacher Knabenchor die Kantaten 1 - 3 und 6 aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium beim Berlin-Gastspiel mit der Akademie für Alte Musik

Die Akademie für Alte Musik steht mit ihrem Namen für ein Programm: stilgerechte Aufführung der Kompositionen nach Maßgabe der Entstehungszeit. Schallplattenpreise zu Hauf und die weltweite Schar der Akamus-Fans bezeugen, dass diesem Klang ein Zauber innewohnt. So entfaltet er sich nun in ihrer eigenen Abo-Reihe im Konzerthaus mit dem Weihnachtsoratorium von Bach. Die Barocktrompeten, die einst Königen huldigten, die Traversflöten, Oboen d’amore und da caccia, zarte Streicher, Orgel und Continuo beschwören eine Atmosphäre gläubigen Bibellesens, die Betrachtung, Gebet und Choral einschließt, in der frohe Hirten eilen und die Weisen aus dem Morgenland dem Kindlein Gold, Weihrauch und Myrrhen schenken. Es ist wie Märchenzeit. Gebunden an den Part der Trompeten ertönen festlich die Pauken, hier mit spezifischem Charme.
Diesem Ensemble wendiger Spezialisten mit ihrer Neigung zu historischer Aufführungspraxis tritt der Windsbacher Knabenchor zur Seite, der anders geprägt ist. Jahrzehntelang erntete er Ruhm unter Karl-Friedrich Beringer. Dessen Nachfolger Martin Lehmann kommt als ehemaliger Kruzianer aus der sächsischen Chortradition. Er bringt an die 70 Sänger mit, während Bachschen Aufführungen eine wesentlich kleinere, eher solistisch wirkende Besetzung zur Verfügung stand. Der Klang ist homogen, basierend auf intensiver Stimmbildung. Gespielt werden die Kantaten 1 - 3 und 6, komponiert für die drei Weihnachtstage und das Epiphaniasfest, so dass sich durch die gemeinsame Melodie des ersten („Wie soll ich dich empfangen“) und letzten Chorals der Eindruck eines Gesamtwerks festigt.

Es ist eine Spitzenleistung der Windsbacher, die Partitur bis in die großangelegten Oratoriensätze total auswendig zu beherrschen. Dabei wirken die Internatsschüler schon etwas dressiert, wenn sie sich jede individuelle Regung versagen und wie auf Kommando die Solisten beklatschen. Unter ihnen (Joanne Lunn, Wiebke Lehmkuhl, Konstantin Wolff) dominiert als Evangelist und Arienvirtuose James Gilchrist. Trotz der feurigen Leitung Lehmanns entsteht der Eindruck, dass eher nebeneinander als miteinander musiziert wird. Romantik pur aber ist „Ich steh an deiner Krippen hier“ als A-cappella-Misterioso.

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